Schweizer Revue 1/2022

Schweizer Revue / Februar 2022 / Nr.1 27 INTERVIEW: RUTH VON GUNTEN, EDUCATIONSUISSE An etlichen Schweizer Gymnasienund Berufsfachschulenbereichern «Native Speakers» den Sprachunterricht. Sie vermittelnnicht nur Sprachkenntnisse, sondern auchkulturelleAspekte ihres Herkunftslandes. Zu ihrem Einsatz kommen diese Sprachassistentinnen und -assistenten, meist junge Studierende aus dem Ausland, durch die Agentur Movetia in Zusammenarbeit mit educationsuisse. Isabelle Bucher ist eine von ihnen: Die Auslandschweizerin aus Australien arbeitet zurzeit als Sprachassistentin an der Kantonsschule amBurggraben in St. Gallen. Isabelle Bucher, Sie sind in Australien aufgewachsen. Welches waren Ihre Beweggründe, Arbeitserfahrung in der Schweiz zu sammeln? Ich war auf der Suche nach einer neuen, herausforderndenArbeit inder Schweiz, auch um das Schulsystem besser kennenzulernen. Die Arbeit als Sprachassistentin, die ich über Movetia gefunden habe, ist für mich perfekt. Ich kann so ausserhalb Australiens Erfahrungen imUnterrichten von Englisch sammeln. Gleichzeitig habe ich genug Zeit, um meinen Bachelor abzuschliessen. Zudem gefällt es mir, in der Schweiz zu leben. Sie sind noch im Studium? Ja, ich bin dabei, onlinemeinen Bachelor of Social Science and Behavioural Studies, der viel Sozialpädagogie und Psychologie beinhaltet, an der Universität Melbourne abzuschliessen. Fanden Sie sich an der Kantonsschule am Burggraben rasch zurecht? Ich habe mich schnell eingelebt. Die Lehrpersonen sind sehr freundlich und hilfreich. Die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten waren anfangs überrascht, aber auch gespannt, eine Lehrerin aus Australien zu haben.Wir können voneinander die jeweilige Kultur kennenlernen und die Sprache lernen. Wie herausfordernd ist für Sie der Schweizer Alltag? Für mich ist die Schweiz nicht ganz neu, da ich vor einigen Jahren bereits als Au-pair hier war. Aber gewiss, am Anfang ist es schwierig in einemneuen Land zurechtzukommen. Da ich nur wenige Leute kannte und gerne Sport mache, suchte ich Sportvereine in der Nähe, um mir ein Netzwerk aufzubauen. Das hat mir geholfen! Nun spiele ich Fussball und auch Rugby und Touch Football – beides sehr beliebt in Australien und somit ein kleines Stück «Heimat». Welche Unterschiede zwischen Australien und der Schweiz fallen Ihnen auf? Der ganz andere Lebensstil in der Schweiz gefälltmir. ZumBeispiel gibts weniger Druck, schnell durch den Tag zu kommen. Es gibt die Mittagspause, während der man mit Kolleginnen und Kollegen essen und plaudern kann. Einige Leute gehen sogar nach Hause, um mit der Familie zu Mittag zu essen! Das wäre in Australien undenkbar. Dort essen wir oft, während wir amComputer arbeiten und finden sowenigZeit für Ruhe. Darumschätze ich solche Dinge in der Schweiz. Und die Schweiz ist landschaftlich grossartig! Allerdings ist es hier sehr kalt und ich vermisse das australische Wetter und den Strand, aber finde es auch schön in den Bergen zu sein. Wunderbar wäre eineweisseWeihnacht zu erleben. Wir feiern Weihnachten im Sommer mit Grill und 35 Grad. Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus? Ich möchte weiter in der Schweiz im Bildungsbereich arbeiten. Ich bin sehr glücklich als Englischsprachassistentin und bin zuversichtlich, den nächsten Job in der Schweiz zu finden. Welche Tipps geben Sie jungen Auslandschweizerinnen und -schweizern, die in der Schweiz arbeiten möchten? Ich empfehle das Programm von Movetia allen jungen Leuten, die berufliche Erfahrung, aber auch allgemein Lebenserfahrungen sammeln und in eine andere Kultur und Sprache eintauchen möchten. Die Unterstützungsbereitschaft vonMovetia, educationsuisse und der Schule habe ich als sehr gross erlebt. Educationsuisse bietet jungen Auslandschweizerinnen und -schweizern Beratung rund um das Thema «Ausbildung in der Schweiz». educationsuisse, Ausbildung in der Schweiz, Alpenstrasse 26, 3006 Bern, Schweiz Tel. +41 31 356 61 04; info@educationsuisse.ch; www.educationsuisse.ch «Die Arbeit als Sprachassistentin ist für mich perfekt» Die Auslandschweizerin Isabelle Bucher setzt ihre Englischkenntnisse als Sprachassistentin an einem Schweizer Gymnasium ein. Ihre Klasse profitiert von der jungen Lehrerin aus Australien – und Isabelle Bucher selbst lernt so die Schweiz besser kennen. Isabelle Bucher: «Ich habe mich in der Schweiz schnell eingelebt». Foto zvg

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