Schweizer Revue 5/2022

Beim Betrachten der Werke des Schweizer Künstlers Youri Messen-Jaschin stellen sich leichte Schwindelgefühle ein, wie nach einer Schiffsreise auf bewegter See. Es hat sich herausgestellt, dass kontrastreiche Bilder einen Einfluss auf den Gleichgewichtssinn im Innenohr ausüben können. Bilder erzeugen manchmal seltsame Effekte im kognitiven Apparat des Betrachters: Das Gehirn vergleicht visuelle Eindrücke mit in der Erinnerung gespeicherten Elementen, wobei Dissonanzen entstehen können. Die Op-Art oder optische Kunst spielt mit diesen Mechanismen. So entstehen die Resonanzen zwischen Kunst und Neurologie, die Youri Messen-Jaschin und Bogdan Draganski, Direktor des Laboratoire de recherche en neuro-imagerie in Lausanne, in ihrem Buch «L’Op art rencontre les neurosciences» beschreiben. Die beiden haben die Hirnaktivität von Freiwilligen im Magnetresonanztomografen beobachtet, während diese Bilder von Werken betrachteten, die eigens für die Studie angefertigt worden waren. «Wenn Op-Art eine solche Wirkung auf das Gehirn ausübt, könnte sie vielleicht dazu beitragen, bestimmte Krankheiten zu lindern oder sogar zu heilen», schreibt der Fotograf, Maler und Bildhauer. Das Buch vereint reine Kunst mit Erläuterungen zur Funktionsweise optischer Täuschungen. Es liest sich wie ein Kunstband und Essay in einem. Youri Messen-Jaschin ist deutsch-lettischer Herkunft und wurde 1941 in Arosa geboren. In seiner langen Laufbahn wirkte er in Paris, Göteborg, Hamburg, Caracas und Bern. Er lebt in Lausanne. STÉPHANE HERZOG Youri Messen-Jaschin – ein Künstler spielt mit Ihrem Gehirn Schweizer Revue / Oktober 2022 / Nr.5 10 Gesehen «Apophenia», Öl auf Leinen, 2021. Um 90 Grad gedreht, verändert sich der Ausdruck des Bildes komplett. © Youri Messen-Jaschin

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