Schweizer Revue 5/2022

feuerungsrufen gewinnt die Jugendequipe ihren Final und sichert sich damit erneut den Meistertitel. Die Älteren bleiben diese Saison leicht hinter den hohen Erwartungen zurück. Aber: «Wir kommen wieder», versichert Co-Präsident Peter Joller. Er wirkt dabei entspannt und strahlt. Im Festzelt läuft jetzt ein Song der Mundartband Züri West. Irgendeinmal finde das Glück einem, heisst es im Refrain. In Ebersecken hängt das Glück gerade an einem reissfesten Seil. www.szce.swiss/ www.tow2023.ch/ gross zu machen, erzählt Co-Präsident Peter Joller: «Darauf können wir heute aufbauen.» Ausserhalb der Saison wird mindestens zweimal wöchentlich trainiert, während der Saison nahezu täglich. Der Seilziehclub verfügt über eine eigene Trainingsanlage und einen Kraftraum. Auf Social Media präsent Was ist so schön am Seilziehen, dass Schreiner, Hochbauzeichnerinnen, Bauingenieure und Lastwagenchauffeurinnen neben ihren Berufen viel Zeit und Ressourcen investieren? «Teamgeist», antwortet Carmen Rölli, «etwas zusammen erreichen.» Die 26-Jährige ist Co-Präsidentin des Seilziehclubs Ebersecken und selber Seilzieherin. «Gute Kollegen, auf die man fest. Das Einzugsgebiet reiche in die umliegenden Gemeinden, derzeit gebe es keine Nachwuchsprobleme. Vielleicht auch, weil der Verein kommunikativ mit der Zeit geht? Er ist auf Social Media präsent und hat analoge Einfälle. Der Kalender zum 35-Jahr-Jubiläum, in dem die Seilzieh-Männer ihre nackten Oberkörper zeigten, war im Nu ausverkauft. 110 Mitglieder zählt der Club, mehr als die Hälfte zieht nicht am Seil, sondern engagiert sich ehrenamtlich in Vereinsaufgaben. WM 2023 in die Schweiz geholt Für Ebersecken, den kleinen Ort mitten in der Schweiz, stiftet der Seilziehclub Identität. Er ist wichtig fürs Dorfleben und ein Aushängeschild. «Der Verein trägt den Namen Ebersecken in die Welt hinaus», bemerkt CoPräsidentin Carmen Rölli. Gekämpft wurde schon an Turnieren in Südafrika, den USA, Schweden, Spanien. Und nächsten Spätsommer reisen Sportlerinnen und Sportler aus 30 Nationen hierher: Ebersecken hat vom internationalen Tug-of-War-Verband den Zuschlag erhalten, die Weltmeisterschaft 2023 durchzuführen. Es wird das grösste Ereignis der Vereinsgeschichte. Präsidentin des Organisationskomitees ist die Luzerner Mitte-Nationalrätin Ida Glanzmann-­ Hunkeler. Sie ist in Ebersecken aufgewachsen und sagt: «Es ist mir eine Ehre.» Seilziehen sei für sie «immer eine Sportart unserer Region» gewesen, so die Politikerin, die Bevölkerung sei stolz auf die Leistungen des Clubs. Austragungsort der WM ist aus Platzgründen der Campus in der nahegelegenen Kleinstadt Sursee. Ein Ziel ist es laut Glanzmann, den Seilziehsport in der Schweiz bekannter zu machen. Während das Schwingen auch in urbanen Kreisen populär und hip geworden ist, wird das Seilziehen wenig beachtet. In Ebersecken selber verwandelt sich der Sportplatz an diesem Juli-Samstag in einen Hexenkessel. Unter ohrenbetäubenden AnBereit zum Siegen: Der Ebersecker Seilzieh-Nachwuchs beim Einlaufen. Fotos Danielle Liniger Die Schuhe sind Spezialanfertigungen. Eine Metallplatte am Absatz ist erlaubt. Das Mannschaftsgewicht muss stimmen und wird vor dem Wettkampf bei allen kontrolliert. Zofingen Olten Langenthal Roggwil Willisau Sursee Schöftland Ebersecken Dagmersellen Altishofen Ebersecken liegt im Dreieck der Städte Langenthal (BE), Sursee (LU) und Zofingen (AG). sich verlassen kann», sagt Erich Joller, der 34-Jährige trainiert die Elite. «Dass alle auf alle schauen, vom Stärksten bis zum Schwächsten», fügt Sarah Lüönd an, Helferin und Zuschauerin am Fest. Auch die 13-jährigen Nachwuchsseilzieherinnen Svenja Krauer und Julia Marti finden, es sei «ein cooler Teamsport», der aber noch mehr Frauen brauche. «Schreiben Sie das», so die beiden atemlos zwischen zwei Einsätzen am Seil. Der Seilziehclub Ebersecken investiert bewusst in die Jugendförderung. «Wir bieten den Jungen etwas Positives», hält Co-Präsident Peter Joller Schweizer Revue / Oktober 2022 / Nr.5 14 Reportage

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