Schweizer Revue 5/2022

LAURA RAVAZZINI UND LIVIA TOMÁS Fast ein Viertel der Auslandschweizer:innen ist im Ruhestand. Laut dem Bundesamt für Statistik steigt der Anteil der im Ausland lebenden Rentner:innen schneller an als der Anteil anderer Altersgruppen. Gründe dafür sind die Alterung der Bevölkerung als auch die Auswanderungsentscheidungen von Personen in oder kurz vor der Pensionierung. Ausgehend von diesen Feststellungen wurde in einer ersten Umfrage zum «transnationalen Altern» in der Schweiz lebende Personen über 55 Jahre zu ihrer Auslandsmobilität befragt. Die zweite Umfrage zum gleichen Thema konzentrierte sich anschliessend auf die Lebenssituation und die Mobilitätspraktiken von Auslandschweizer:innen über 55 Jahre. Beide Umfragen wurden vom Schweizerischen Nationalfonds finanziert; im Mittelpunkt dieses Artikels steht die zweite Umfrage. Diese wurde von fünf Forschern und Forscherinnen des Instituts für Soziologie der Universität Neuenburg und der Haute école de travail social in Genf in Zusammenarbeit mit dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten durchgeführt. Im Rahmen dieser Umfrage sammelte das Team zwischen Oktober 2020 und August 2021 Antworten aus über 43 Ländern. Mit 10000 weltweit verschickten Umschlägen stiess die Umfrage auf grosses Interesse und erreichte mit insgesamt 4689 Antworten eine Rekordquote. Die Fünfte Schweiz über 55 Jahre Die Fünfte Schweiz rund ums Rentenalter besteht aus Personen mit mehreren Nationalitäten, die regelmässig in andere Länder der Welt reisen. Die meisten dieser Personen sind bereits ein- oder mehrere Male migriert, leben jedoch im Schnitt seit über 30 Jahren in ihrem heutigen Wohnsitzland, ohne notwendigerweise dort geboren zu sein. Insgesamt 700 Befragte gaben an, im Ruhestand in ihr jetziges Wohnland gezogen zu sein. Die Bevölkerung der Fünften Schweiz ist vielfältig: Rund ein Fünftel bilden Schweizer Nachkommen, die seit mehreren Generationen in ihrem Wohnland zuhause sind, nie in der Schweiz gelebt haben, aber grösstenteils regelmässig in andere Länder reisen. Die Mehrheit Die Fünfte Schweiz und ihre starke helvetische Verbundenheit Schweizer:innen über 55 Jahren haben auch dann eine starke Bindung zur Schweiz, wenn sie in einem anderen Land leben. Das zeigt eine wissenschaftliche Umfrage zum «transnationalen Altern». Sie hilft, diese wachsende Bevölkerungsgruppe besser zu verstehen. dieser Bevölkerung betrachtet sich daher als «lokal» oder als «weltoffen / kosmopolitisch». Die Verbundenheit zur Schweiz Die meisten Antwortenden verbrachten im Schnitt zehn Jahre in der Schweiz und haben eine dementsprechend enge Bindung zu diesem Land. Diese Bindung ist ebenfalls bei den Schweizer Nachkommen stark, auch wenn sie nie in der Schweiz gelebt haDie Umfrage zeigt: Die Kulisse des Alltags mag mediterran sein, doch die Bindung zur Schweiz bleibt gleichwohl stark. Foto Livia Tomás Schweizer Revue / Oktober 2022 / Nr.5 22 Wissen

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