Schweizer Revue 6/2022

SUSANNE WENGER Wer das «SE Musiclab» beim Bahnhof Wabern in der Agglogemeinde Köniz betritt, gelangt in eine grosse, sieben Meter hohe Halle. In dem Gebäude am Fusse des Berner Hausbergs Gurten füllte bis 1996 die Gurtenbrauerei Bierflaschen ab und stapelte die schweren Harassen. Derart geeignete Lokalitäten gebe es nicht viele, erzählt Musiclab-Initiant Jürgen Strauss. Der 57-jährige Berner war mit klaren Vorstellungen ans Werk gegangen. Er will erfahrbar machen, wie Musik und andere Töne unter optimalen Bedingungen klingen. Dafür musste die Räumlichkeit hoch genug sein und viel Flächenlast tragen können. Denn: «Um bestmögliche bauakustische Verhältnisse herzustellen, verbauten wir hundert Tonnen Material.» Das hält nun jene Stelle in der Halle aus, wo ein Rundbau für ein fast schon spektakulär abgeschottetes Tonlabor errichtet wurde. Der Bau im Bau ist das Kernstück des Musiclabs: fünf Meter hoch, elf Meter breit, mit einer Doppelhülle aus 60 Tonnen Lehm und 40 Tonnen Holz. Die äussere Schicht, die aus 32 000 Lehmkugeln besteht, fertigte ein Roboter der Eidgenössisch-Technischen Hochschule Zürich In einem Vorort von Bern steht ein einzigartiges Tonlabor Das «SE Musiclab» in der Nähe der Stadt Bern kultiviert das Hören auf ungeahnte Weise. Der Gründer und Erbauer Jürgen Strauss hat keinen Aufwand gescheut, um die Akustik voranzubringen. Besuch im neuen Audiouniversum in einer ehemaligen Brauerei. ETH an. Drei Monate lang schuftete der Unermüdliche mit dem Greifarm, eine wissenschaftlich begleitete Bautechnik-Premiere. Die ganze aufwändige Konstruktion sorgt für ausgeprägte Ruhe im Inneren des Labors. Jürgen Strauss sagt: «Da ist es ruhiger als im ruhigsten Schweizer Bergtal, wenn dick Schnee liegt.» Dreidimensionale Klangbilder Kein Geräusch von aussen soll die Dämmung des Tonlabors durchdringen, auch nicht die vorbeibrausenden Züge. Deren Gleise hat die Bahn exSoundpionier Jürgen Strauss vor dem Herzstück seines Musiclabs. Im Hintergrund ist die aus 32 000 Lehmkugeln erbaute Wand erkennbar. Foto Remo Neuhaus, ZVG Schweizer Revue / Dezember 2022 / Nr.6 28 Kultur

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