25 EVELINE RUTZ Die Meldung verbreitete sich im Nu: Die Schweiz hat wieder einen angehenden Astronauten. Am 23. November 2022 stellte die Europäische Weltraumorganisation ESA die neue Astronautenklasse vor. Unter ihnen fünf Karriereastronauten und zwölf Mitglieder für die Reserve. Strahlend auf die Bühne trat auch Marco Sieber aus Burgdorf (BE). Er zählt zu den ausgewählten Karriereastronauten. Der 33-Jährige hatte sich gegen über 22 500 Mitbewerberinnen und -bewerdung in Angriff. «Ich freue mich auf alles, was kommt», sagt er. Er sei von Natur aus ein neugieriger, wissenshungriger Mensch. Davon zeugt auch sein Werdegang: Sieber war zuletzt als Notarzt in der Helikopterrettung und als Urologe im Spital Biel tätig. In der Armee ist er Fallschirmaufklärer und hat als Chefarzt einen Einsatz bei der KFOR im Kosovo geleistet. Er verfügt über eine Privatpilotenlizenz und verbringt seine Freizeit gerne auf Skitouren, mit Gleitschirmfliegen, Tauchen oder Kitesurfen. Der Schweizer, der ins All fliegen wird Marco Sieber hat geschafft, wovon viele Kinder träumen. Er wird zum Astronauten ausgebildet. Der Arzt aus Burgdorf findet es wichtig, «dass die Raumfahrt in der Schweiz wieder mehr Sichtbarkeit bekommt». Der angehende Karriereastronaut Marco Sieber während der Zeremonie der ESA vom 23. November in Paris. Foto Sebastiaan ter Brug, Utrecht, Wikimedia commons Weltraummission führen – oder auf den Mond. Die ESA will frühestens 2026 eines der neuen Mitglieder des Astronauten-Korps aufbieten. Die Schweiz ist Gründungsmitglied der ESA und beteiligt sich an deren Finanzierung. Für die Jahre 2023 bis 2025 wird sie 600 Millionen Franken beisteuern. «Wir sind gerngesehene Partner in der Raumfahrt und können einiges an Know-how bieten», sagt Sieber. Sein Engagement trage dazu bei, «dass die Raumfahrt in der Schweiz wieder mehr Sichtbarkeit bekommt». Der Berner tritt in die Fussstapfen von Claude Nicollier, dem ersten Schweizer Astronauten. Nicollier hat ab 1992 vier Raumflüge absolviert und in einer spektakulären Aktion das Weltraumteleskop Hubble repariert. Die Bilder und die Begeisterung des damaligen Bundesrats Adolf Ogi («Freude herrscht»!) haben sich ins kollektive Gedächtnis eingeprägt. Nicollier freut sich, dass die Schweiz in der bemannten Raumfahrt wieder vertreten ist. Sieber werde gerade junge Menschen inspirieren: «Er wird eine wichtige Person für die Ausbildung der Schweizer Jugend in den Bereichen Wissenschaft, Technologie und Mathematik sein.» Der Weg zum Astronauten sei anspruchsvoll. Man müsse sich in «eine beträchtliche Menge an detaillierten Themen» einarbeiten. Dies sei jedoch «ein Vergnügen und ein Privileg», so der 78-Jährige. Nach der Grundausbildung wird Marco Sieber erst einmal in Köln bleiben. Sobald er für eine Mission nominiert wird, muss er weitere, spezifische Trainings machen. Diese werden ihn zur Nasa in die USA oder zu einem anderen ISS-Partner führen. «Das liegt aber noch in weiter Ferne», sagt er. ber durchgesetzt. Die Raumfahrt habe ihn schon in jungen Jahren fasziniert, sagte er den Medien. Mit seinem Bruder habe er einst Raketen gebaut. Nun gehe ein Kindheitstraum in Erfüllung. Marco Sieber ist inzwischen nach Köln gezogen. Im April nimmt er am Europäischen Astronautenzentrum der ESA die einjährige GrundausbilIn Köln wird Sieber nun lernen, wie die Internationale Raumstation ISS aufgebaut ist und funktioniert. Er wird unter anderem ein Überlebenstraining absolvieren und Russischlektionen erhalten. Russisch ist neben Englisch die zweite offizielle Sprache an Bord der ISS. Zur ISS könnte ihn dann auch seine erste Zur ergänzten Version dieses Beitrags: revue.link/sieber Schweizer Revue / März 2023 / Nr.2 Porträt
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