Schweizer Revue 3/2023

Es ist eine etwas naive, aber trotzdem schöne Vorstellung: In der Küche lässt sich die Welt verändern – auf genüssliche, sinnliche Weise. Denn was auch immer wir kochen und essen: Wir beeinflussen damit ganz direkt grosse Fragen der Zeit. Etwa die Frage, was gegen die Lebensmittelverschwendung zu tun ist. Oder die Frage, wie unser übergrosser ökologischer Fussabdruck kleiner werden kann. Unsere Teller sind immer auch kleine Spielwiesen in Sachen Nachhaltigkeit. Damit sind wir bei unserem Schwerpunktthema: der kleinen Revolution in den Schweizer Küchen. Zusehends wandelt sich das Tischgespräch. Es dreht sich nie um Hunger, denn den kennen wir derzeit echt nicht. Es dreht sich aber immer öfter um die Frage, wie wir uns gut ernähren können, ohne damit dem Planeten die Zukunft zu rauben. Dazu gibt es ein paar spannende Schweizer Antworten. An dieser Stelle war beabsichtigt, so ganz nebenbei ein paar raffinierte kulinarische Weltveränderungs-Rezepte einzuflechten. Aber eine Eilmeldung am Tag des Redaktionsschlusses verschlug allen den Appetit: Quasi über Nacht brach die Grossbank Credit Suisse in sich zusammen. Ihr Niedergang ist eine verstörende Geschichte. Ursprünglich als Schweizerische Kreditanstalt gegründet, prägte die Bank ab 1856 wie keine andere den industriellen Aufbau der Schweiz. Die gebaute Schweiz von heute ist geprägt von den Visionen dieser Bank von damals. Doch jetzt bleiben von der Pionierbank primär schlechte Erinnerungen. Die Mischung aus Altlasten, untragbaren Risiken, Fehlentscheiden, verspieltem Vertrauen, dem Fehlverhalten Einzelner und den exorbitanten Boni, die sich die Chefetage gönnte, erwies sich als zu toxisch. Der Schaden ist gross. Ausbaden muss den Schlamassel die Nation als Ganzes. Bund und Nationalbank müssen der UBS, welche die Credit Suisse nun übernehmen muss, mit Milliardenbeträgen beistehen. Und wer die Credit Suisse als Beleg dafür sieht, wie ungut die Abhängigkeit von allzu grossen Banken ist, stellt verwundert fest: Nun entsteht eine einzige und noch mächtigere Bank. Die «Neue Zürcher Zeitung», die in der Bankenmetropole Zürich zuhause ist, beschrieb es am Tag danach so: «Die Schweiz hat sich zwar einer Zombie-Bank entledigt, wacht am Montag jedoch mit einer Monster-Bank auf.» Die Bilanzsumme der UBS wird nach der Übernahme der Credit Suisse fast doppelt so gross sein wie die gesamte Schweizer Wirtschaftsleistung. Da schlucken wir nur noch leer vor unseren vollen Tellern. MARC LETTAU, CHEFREDAKTOR 4 Schwerpunkt Die Schweiz baut gerade auffällig stark ihre Essgewohnheiten um 9 Nachrichten Die aktuellen E-Voting-Versuche lassen die Fünfte Schweiz aufs Neue hoffen 10 Politik Die Schweiz will endlich ihre alten Klimaschutz-Versprechen einlösen 12 Eidgenössische Wahlen 2023 Im dichten Wahl-Dschungel gibts gute Hilfsmittel für Wähler:innen 14 Reportage Dem Schokoladehasen geht es prächtig, dem echten Feldhasen aber miserabel Nachrichten aus Ihrer Region 18 Natur und Umwelt In der Schweiz nimmt die Zahl der Elektroautos rasant zu 22 Gesellschaft Agnes Hirschis Erinnerung an den Schrecken des Holocaust 26 Aus dem Bundeshaus Auslandschweizer:innen können stets auf ein kompetentes Quintett zählen 28 SwissCommunity-News St. Gallen, wo der diesjährige Kongress stattfindet, ist immer eine Reise wert Die Fünfte Schweiz steigt ins Wahljahr und nennt ihre Erwartungen 30 Diskurs Mahlzeit! Titelbild: Der Berner Cartoonist Max Spring zeichnet für die «Schweizer Revue». www.maxspring.ch Herausgeberin der «Schweizer Revue», des Informationsmagazins für die Fünfte Schweiz, ist die Auslandschweizer-Organisation. Schweizer Revue / Mai 2023 / Nr.3 3 Editorial Inhalt

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