mitsamt Kirchlein und zwei Gastrobetrieben, wo viele Locarnesi eine Zweitresidenz besitzen. Im Jahr 2000 wurde die Seilbahn vom Stararchitekten Mario Botta renoviert – er verpasste der Tal- und Bergstation ein neues Design. Die Türen zur Kabine öffnen und schliessen sich seither automatisch. Wer in Cardada aussteigt, atmet förmlich eine andere Luft. Gerade jetzt, im Sommer, wenn es in Locarno stickig-heiss ist, wirkt die Frische von Cardada wie eine Befreiung. Die gut 300 Höhenmeter zwischen Cardada und Cimetta lassen sich schliesslich in einem Sessellift zurücklegen, dem letzten Quersessellift der Schweiz, einer Art IndustrieDenkmal aus den 1950er-Jahren. Das Panorama ist fantastisch. Von der Bergstation gilt es nun einige wenige Höhenmeter zu Fuss zurückzulegen, um die Aussichtsplattform Cimetta zu erreichen. Von hier eröffnet sich ein unglaublicher Rundblick über den Lago Maggiore bis hin zur Dufourspitze in den Walliser Alpen und damit vom tiefsten bis zum Der Sonnenberg An keinem Ort der Schweiz scheint die Sonne mehr Stunden als in Cardada-Cimetta ob Locarno. Dies lockt auch Sonnenforscher und Sonnenforscherinnen an. Eine Erkundung. höchsten Punkt der Schweiz. Quer über die Aussichtsplattform verläuft die sogenannte «insubrische Linie», welche die Zentralalpen von den Südalpen trennt. Etwas überspitzt gesagt: Hier liegt die Grenze zwischen Nord- und Südtessin, zwischen den Kontinentalplatten Europas und Afrikas. Diese Linie ist dank einer roten Markierung auf der Plattform sichtbar. Höher, weiter, schneller, schöner? Auf der Suche nach den etwas anderen Schweizer Rekorden. Heute: Der sonnigste Flecken der Schweiz – samt seiner Schattenseite Direkt unterhalb dieses Aussichtspunkts stehen unübersehbar einige Messinstrumente von Meteo Schweiz. Genau dort wird die Sonnenscheindauer gemessen, wie der Meteorologe Nicola Gobbi erklärt. Er arbeitet für die «Wetterstation Locarno», wie die Aussenstelle von Meteo Schweiz in Locarno-Monti lange im Volksmund genannt wurde. Auf dem Dach der Meteorologischen Anstalt zeigt er das moderne Messgerät SPN-1, das zur Messung der Sonnenscheindauer heute verwendet wird, aber auch das ältere Messgerät Solar 111 B der Firma Hänni, das in Cimetta noch eingesetzt wird. Durch schnell rotierende Flügel werden bei diesem Gerät die Solarzellen nacheinander in kurzen Abständen abgeschattet. Als Sonnenschein werden alle Zeitpunkte gemessen, bei welchen eine minimale Differenz zwischen der ungestörten Einstrahlung und dem Wert bei Abschattung überschritten wird. In der ganzen Schweiz gibt es rund 260 solcher automatischer Messstationen, die zusammen das BodenmessDie Sonnenterrasse der Extreme: Hier, auf dem Hausberg von Locarno, scheint die Sonne im Schnitt 2256 Stunden pro Jahr. Die Terrasse liegt da, wo die Kontinentalplatten Europas und Afrikas aufeinandertreffen. Foto Gerhard Lob © Swisstopo Schweizer Revue / August 2023 / Nr.4 15
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