Schweizer Revue 5/2023

Impuls von «Gesundheitsförderung Schweiz» Quartierbegehungen organisiert. Ebenfalls mit Erfolg. «Die Behörden sind heute sensibler für das Thema», sagt Jenny Leuba von Fussverkehr Schweiz. Das Wohnzimmer im Freien Wurden in den letzten Jahren gerade um Bahnhöfe herum Sitzgelegenheiten abmontiert oder unbequem gestaltet, um langes Verweilen zu verhindern, sind einzelne Schweizer Städte heute gar als Trendsetterinnen unterwegs und möblieren den öffentlichen Raum stellenweise wie ein Wohnzimmer. Dafür werden Strassenstücke gesperrt oder Parkplätze umfunktioniert. In Bern beispielsweise wird seit 2018 ein Teil des Waisenhausplatzes im Sommer mit einer Bühne, Sitzmobiliar, Spielmöglichkeiten und grünen Inseln ausgestattet. Die zeitliche Befristung habe den Vorteil, dass kein langwieriges Bewilligungsprozedere nötig sei und ein Projekt schnell umgesetzt werden könne, sagt Claudia Luder, Projektleiterin Gestaltung und Nutzung des Berner Tiefbauamts. Sie leitet auch das Kompetenzzentrum öffentlicher Raum (KORA), das in der Bundeshauptstadt die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Ämtern der Stadt Bern und der Bevölkerung fördert – ein Paradebeispiel für Koordination und Partizipation also. Luder sagt, temporäre Einrichtungen minderten auch Ängste vor Lärm und Littering. Sie spricht damit die Nutzungskonflikte eines ansprechend ausgestatteten öffentlichen Raumes an. Entschärft werden diese entweder durch positive Erfahrungen mit Provisorien wie in Bern oder mit ein paar «technischen» Tricks, wie Jenny Leuba weiss. Zwei gegenüberstehende Sitzbänke sind attraktiv für grosse Gruppen, gut beleuchtete Orte ebenfalls. Auch Nischen sind beliebt. Oder man macht es so wie die Stadt Chur. Dort, sagt Leuba, stellten die Ladenbesitzer tagsüber bunte Sitzmöbel in den Aussenraum, am Abend werden sie wieder hereingeholt. Einige Schweizer Städte und Gemeinden sind also – mit unterschiedlichem Tempo – unterwegs zu einem öffentlichen Raum, wie ihn Sabina Ruff diesen Sommer mit Begeisterung in Ljubljana entdeckt hat. Von dort stammt der slowenische Architekt und Urbanistiker Jože Plečnik. Plečnik feiere die Stadt als Bühne für das Leben und den öffentlichen Raum als Ort von Gemeinschaft und Demokratie, sagt Ruff. Genau das brauche es: eine Stadtplanung, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiere. Ruff: «Das sind städtische Räume mit vielfältigen Angeboten zum Aufenthalt.» bankkultur.ch Möbliert ist das Land mit sauberen Bänken, versprayten Bänken, verwitterten Bänken (für Geschichtenerzähler) ... und perfekt rotglänzend lackierten Bänken mitten in wilden Bergwäldern. Fotos Keystone «Menschen sitzen gerne da, wo etwas geschieht» Sabina Ruff 12 Gesellschaft

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