Schweizer Revue 5/2023

anderen Seite belegt Schaffhausen gemäss den Forschenden auch dann noch den Spitzenplatz bei der Beteiligung, wenn man die paar Prozent Leerstimmen abzieht. In anderen Kantonen und auf Bundesebene gab es verschiedentlich Vorstösse, das Modell der Schaffhauser Vorzeigedemokratinnen und -demokraten zu kopieren. Denn die Klage darüber, dass sich in der Schweiz durchschnittlich nicht einmal die Hälfte des Elektorats an die Urne bemüht, ist immer wieder zu hören. Was das Bussgeld sie reue, ohne echtes Interesse. Anderen, die abstimmen möchten, sei dies verwehrt, so auch Menschen mit einer geistigen Behinderung. «Ich finde die Stimmpflicht nicht schlecht», meint dagegen ein 84-jähriger ehemaliger Bahnangestellter. So könne sich hinterher niemand über das Resultat beschweren. Vorbild Schaffhausen Was steckt denn nun hinter dem Schaffhauser Stimmwunder: wahres Engagement oder der leichte Druck von oben? Experten-Einschätzungen zufolge ist es beides. Die Politologin Eveline Schwegler und der Politologe Thomas Milic fanden auf der einen Seite heraus, dass der Anteil eingelegter Leerstimmen – weder Ja noch Nein angekreuzt – in Schaffhausen höher ist als in anderen Kantonen. Das deute auf nüchterne Nutzenabwägung hin. Einige stimmen ab, um der Busse zu entgehen. Und sparen sich dabei den Aufwand, sich über die Vorlagen zu informieren. Auf der Imposantes Naturschauspiel, mächtige Wassermassen: Der Rheinfall, ein Denkmal von nationaler Bedeutung, prägt Schaffhausen. Foto Keystone Schweizer Revue / Oktober 2023 / Nr.5 15

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx