Schweizer Revue 6/2023

Diese drei bewältigen alleine die gesamte Produktion der Mine und fördern rund 30000 Tonnen Salz pro Jahr. Die Männer bohren bis zu einer Tiefe von 800 Metern Löcher in den Fels. Anhand der in Abständen von drei Metern aus dem Berg geholten Bohrkerne lässt sich ermitteln, wo sich die Salzadern befinden. «Durch unsere Bohrungen kennen wir so langsam unsere Vorkommen», erzählt Arnaud Tamborini. Dann wird ein gelochtes Rohr, das sich in einem weiteren Rohr befindet, in das Bohrloch bis zur Ader eingeführt. Nun wird mit hohem Druck Quellwasser eingespritzt. Es löst das weisse Gold, reichert sich damit an und fliesst hinunter zum Produktionsbetrieb in Bex. Nach 200 Millionen Jahren im Dunkeln kommt es ans Licht Nur etwa zehn Prozent des waadtländischen Salzes ist für den Verzehr bestimmt. Der Rest wird für das Salzen der Strassen und für industrielle Zwecke verwendet. Zum Produktionsbetrieb gehört auch eine Lagerhalle mit einer Gesamtkapazität von 12000 Tonnen. Hier stehen die Besucher vor einem riesigen Salzberg! Ist es nicht schade, dass dieses Salz einfach auf den Boden gestreut wird? Laut den Schweizer Salinen dürfte das Produktionsvolumen für das Speisesalz aus Bex in Zukunft steigen, insbesondere auch, weil dieses hochwertige ProDas älteste Monopol der Schweiz Seit dem Mittelalter kauften die Schweizer ihr Salz zum Einsalzen in Deutschland oder Frankreich. Käse aus dem Pays d’En-Haut, aus dem Greyerzerland, dem Emmental und den Alpen wurde zum Genfer See, nach Genf und dann bis nach Marseille transportiert. In der Renaissance wurden diese Käselaibe über alle Weltmeere verschifft. Ab dem 17. Jahrhundert wurde ein Monopol in allen Schweizer Kantonen und sämtlichen Staaten Europas geschaffen. Die Salzsteuern wogen schwer auf der Bevölkerung. «Um die Missbräuche des Ancien Régime zu bekämpfen, beschlossen die Staaten, den Salzhandel zu kontrollieren», erläutert Dominique Zumkeller, Wirtschaftshistoriker in Genf. In Bex waren es angeblich Ziegen, die die Salzwasserquellen aufspürten. Das leicht salzhaltige Wasser wird erstmals im Jahr 1554 erwähnt. Im Jahr 1685 kaufte Bern, das damals international eine Machtstellung einnahm, alle Konzessionen in der Region auf, um seine eigene Versorgung sicherzustellen. Bex ist das erste in der Schweiz entdeckte Vorkommen. Darum wird es um jeden Preis abgebaut. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ermöglichten industrielle Techniken es der Schweiz, ihre Versorgung autonom zu sichern. Auch heute sind Begriffe wie Rentabilität und Fortbestand der Produktion Motivation für die Verantwortlichen der Salinen von Bex. Dies zeigt sich auch im Bau einer neuen Wasserkraftanlage am Fluss Avançon, «die es dem Produktionsbetrieb ermöglichen wird, Salz auf umweltverträgliche Weise zu gewinnen», so Arnaud Tamborini. Die Wasserkraft wird den gesamten Strom erzeugen, der für die hitzeintensive Sole-Aufbereitung durch Verdampfung benötigt wird. Das Salzmonopol wird wohl noch eine ganze Weile weiterbestehen. (SH) dukt exportiert wird. Die Suche nach Salz in den Tiefen der Erde ist nicht ohne Risiko. Die Salzgewinnung ist eine noble Tätigkeit. «Wenn es unseren Betrieb verlässt, sieht das Salz nach 200 Millionen Jahren zum ersten Mal das Tageslicht», sagt dazu der Produktionsleiter des weissen Goldes von Bex. Das nach dem Trockungsprozess noch heisse Salz wird von einem Mitarbeiter der Saline geprüft. Archivbild Keystone, 2010 «Sel des Alpes», das Salz der Alpen: Beim Vermarkten des weissen Schatzes wird auch dessen Ursprung hervorgehoben. Foto Pascal Wasinger Schweizer Revue / Dezember 2023 / Nr.6 22 Reportage

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