EVELINE RUTZ Lio erzählt Witze, spielt Musik ab und weiss, wie das Wetter wird. Lio kann Lift fahren und Dinge transportieren – hört zu und ist geduldig. Lio ist ein Roboter. Er ist entwickelt worden, um das Pflegepersonal zu entlasten. Fürs Erste muss der «Assistent» allerdings noch einiges lernen. «Im Moment macht er uns mehr Arbeit, als dass er uns unterstützt», sagt Marlies Petrig vom Kompetenzzentrum Pflege und Gesundheit (KZU) in Embrach. Man muss Lio beispielsweise deutlich ansprechen und das Gesagte häufig wiederholen. Auch wenn er ein Getränk reichen soll, stösst er an Grenzen. Sein feinmotorisches Geschick ist beschränkt. Immer wieder benötigt er ein Update. Für die Mitarbeitenden ist er noch lange keine Konkurrenz. Petrig sagt: «Jene, die befürchtet haben, dass Lio Menschen ersetzen würde, waren schnell beruhigt.» Seit Juni 2022 wird der Serviceroboter am KZU im Rahmen eines Pilotprojekts eingesetzt. «Wir werden künftig vermehrt mit technischen Mitteln arbeiten», sagt Marlies Petrig. Gerade für jüngere Mitarbeitende sei es wertvoll, mit derartigen Innovationen frühzeitig Erfahrungen zu sammeln – sich mit technischen und ethischen Fragen auseinanderzusetzen. Für repetitive Arbeiten vorgesehen Dereinst könnten Assistenzroboter wie Lio dabei helfen, den Pflegenotstand zu entschärfen. «Sie können ein Teil der Lösung des Fachkräftemangels sein», sagt Albino Miglialo von der Herstellerfirma F&P Robotics. Maschinen sollen in erster Linie repetitive Arbeiten übernehmen, damit Pflegekräfte Zeit für andere Aufgaben haben: «Roboter haben viel Potenzial und entwickeln sich schnell weiter. Vorerst hofft das Personal aber vor allem darauf, dass die Volksinitiative «Für eine starke Pflege» Wirkung entfaltet. Sie ist am 28. November 2021 klar angenommen worden. 61 Prozent des Schweizer Stimmvolks stimmten ihr zu. Die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer stimmten der Initiative ähnlich deutlich zu. In Spitälern, Alterszentren und Pflegeheimen wurde damals gejubelt: Endlich sollen Pflegefachleute mehr Autonomie und bessere Arbeitsbedingungen erhalten. Dank einer Ausbildungsoffensive sollen zudem mehr Menschen Lio muss noch einiges lernen Werden wir künftig von Robotern gepflegt? Tatsächlich könnten Maschinen das Pflegepersonal dereinst unterstützen. Zurzeit wünscht sich dieses aber vor allem, dass die 2021 angenommene Volksinitiative «Für eine starke Pflege» umgesetzt wird. in den Beruf einsteigen, zumal dieser angesichts der alternden Gesellschaft vor grossen Herausforderungen steht. Zwei Jahre nach dem Abstimmungserfolg ist davon wenig an der Basis angekommen. Marlies Petrig spürt beim Personal etwas Ungeduld. Dieses habe zeitnah Verbesserungen erwartet, sagt sie: «Dass der politische Weg Zeit braucht, ist vielen zu wenig bewusst.» Seit 2021 habe sich die Lage sogar verschärft: Der Arbeitsmarkt sei ausgetrocknet und die Fachhochschulen erhielten weniger Roboter Lio ist auch eine Assistenzkraft in Sachen Spass: Er kann Witze erzählen. Foto Keystone Schweizer Revue / März 2024 / Nr.2 22 Gesellschaft
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