Schweizer Revue 2/2024

«Man muss möglichst schnell auch dafür sorgen, dass die Ausgebildeten im Beruf bleiben.» Yvonne Ribi der Volksinitiative auf Bundesebene abzuwarten». Und was tut das Kompetenzzentrum Pflege und Gesundheit, um ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten? Das Wichtigste seien die direkten Vorgesetzten, sagt Marlies Petrig. In einem Berufsalltag, der sehr herausfordernd und belastend sein könne, sei die Atmosphäre im Team entscheidend. Neben den fachlichen, seien hohe soziale Kompetenzen gefragt. Das KZU unterstütze Mitarbeitende in ihrer beruflichen Entwicklung und bemühe sich, Arbeitsprozesse einfach zu halten. «Und wir vermitteln die Sinnhaftigkeit unseres Berufs – wir arbeiten am Puls des Lebens.» Lio kommt bei den meisten gut an Lio sorgt für Aufsehen, wenn er in Embrach auf den Gängen unterwegs ist. Bewohnende, Besucherinnen und Besucher sowie das Personal begegnen ihm mehrheitlich interessiert. Einige reagieren jedoch skeptisch oder ablehnend. «Das ist ihr gutes Recht», sagt Petrig. Sie verweist darauf, dass der Roboter deutlich als solcher erkennbar ist – dass er sich optisch vom Menschen unterscheidet. «Diese Trennung muss klar sein.» Lio könnte im KZU dereinst Blutentnahmen ins Labor transportieren, Prozesse dokumentieren und für Unterhaltung sorgen. Sensible und komplexe Tätigkeiten sollen allerdings auch in Zukunft von Pflegefachfrauen und -männern ausgeführt werden. Marlies Petrig betont: «Wer Pflege braucht, soll sich darauf verlassen können, von Menschen versorgt zu werden. Die Robotik hat eine unterstützende Funktion.» Übrigens: Sogar einem Roboter setzen lange Schichten zu. Geht Lio die Energie aus, fährt er selbstständig zur Aufladestation, dockt an und macht Pause. Anmeldungen. Einzelne Kantone und Betriebe haben zwar etwa die Löhne erhöht. Die Pflegeinitiative als solche ist jedoch noch nicht umgesetzt. Der Berufsverband wünscht mehr Tempo «Das ist ein Stück weit der Preis unserer Demokratie», sagt Yvonne Ribi, Geschäftsführerin vom Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner SBK. Aus politischer Sicht sei dies nachvollziehbar. Aus Sicht der Praxis müsste die Umsetzung aber «viel schneller» gehen. «Denn nach wie vor verlassen viele Fachpersonen den Beruf und zu wenige werden ausgebildet.» Viele Stellen könnten nicht besetzt werden: Die Arbeit werde auf weniger Schultern verteilt. Der Bundesrat versprach am Tag der Abstimmung vorwärtszumachen. In einer ersten Etappe hat er die Forderungen für eine Aus- und Weiterbildungsoffensive aufgenommen. Die Kantone müssen sich künftig beispielsweise an den Kosten beteiligen, die in Gesundheitseinrichtungen für die praktische Ausbildung anfallen. Angehende Pflegekräfte, die eine höhere Fachschule oder eine Fachhochschule besuchen, werden zudem direkt unterstützt. Sie erhalten Ausbildungsbeiträge, sofern sie ihren Lebensunterhalt nicht selbst bestreiten können. Diese neuen Bestimmungen werden am 1. Juli 2024 in Kraft treten. Eine zweite Etappe hat bessere Arbeitsbedingungen zum Ziel. Geplant sind unter anderem strengere Vorgaben zu den Dienstplänen. Die Mitarbeitenden sollen im Voraus wissen, wann sie arbeiten müssen, und für kurzfristige Einsätze zusätzlich entschädigt werden. Neu sollen Pflegefachfrauen und -männer gewisse Leistungen direkt und ohne ärztlichen Auftrag abrechnen können. Wie schon im Abstimmungskampf dürfte dieser Punkt im Parlament noch zu reden geben. Mit dessen Entscheid ist bis Ende 2025 zu rechnen. Betriebe können selbst etwas ändern «Wir hätten ein schnelleres Vorgehen ohne Etappen natürlich besser gefunden», sagt SBK-Vertreterin Ribi. Ab Mitte 2024 werde zwar in die Ausbildung investiert. Das genüge aber nicht. «Man muss möglichst schnell auch dafür sorgen, dass die Ausgebildeten im Beruf bleiben.» Froh ist Yvonne Ribi, dass einige Institutionen seit dem Volksentscheid selbst gehandelt haben. Sie hätten die Dringlichkeit erkannt und «Schritte in die richtige Richtung» unternommen. Die Möglichkeit, Verbesserungen zügig anzustossen, erwähnt auch der Bundesrat. Auf Kritik aus dem Parlament schreibt er: Kantone, Unternehmen und Sozialpartner seien angehalten, in ihren Zuständigkeitsbereichen aktiv zu werden – «ohne die Umsetzung Foto Raphael Moser, Berner Zeitung Schweizer Revue / März 2024 / Nr.2 23

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