Hakan Yakin Spitzenteam der englischen Premier League, Champions-League-Sieger 2023. Und es trifft auch umgekehrt zu: Der Fussball ist in der kleinen Schweiz ganz gross. In den vergangenen Jahren hat er immer mehr Menschen erfasst, es gibt reihenweise Fussballklubs mit Wartelisten für ihre Juniorenteams, es gibt kaum ein Wochenende, an dem nicht fast jeder Fussballplatz des Landes besetzt ist, von Alt und Jung mit Familiengeschichten aus nah und fern. Und so ist diese Geschichte des Integrationsmotors das grosse Ganze und helle Schillernde, das vieles in den Schatten stellt. Im August 2022 verzeichnete der Schweizerische Fussballverband (SFV) 179 Nationalitäten, verteilt auf 300 000 Lizenzierte; der Anteil von Spielerinnen und Spieler mit einem ausländischen Pass, teils auch Doppelbürger, betrug 34 Prozent. Damals veröffentlichte der SFV eine umfassende Untersuchung zur «Sozialen Integration in Schweizer Fussballvereinen». Bei allen erfolgreichen Bemühungen stellte die Studie auch fest, dass Menschen mit Migrationshintergrund glieds klang gut, aber stimmte nicht. Es ist bloss so, dass sich Ogi einst im Namen des Bundesrates dahingehend geäussert hatte, «in Ausnahmefällen» könnten «Einbürgerungsgesuche beschleunigt behandelt werden», vor allem, «wenn ein erhebliches öffentliches Interesse» bestehe. Bei Yakin aber sei «keine beschleunigte Behandlung» erfolgt. Manchmal wird der Integrationsmotor stärker geredet, als er ist. Türkyilmaz musste sich als «Drecktürke» beschimpfen lassen, Nationalspieler hin oder her. Er trat vorübergehend aus der Auswahl zurück, obwohl die Herkunft im Team selber vermutlich selten ein Thema war. «Wenns drauf ankommt, haben alle dasselbe Ziel, da spielt es keine Rolle, ob du Secondo bist oder nicht», sagte Hakan Yakin 2016 in der «NZZ am Sonntag». Yakin war gefragt worden, ob es intern besprochen werde, wenn ein Spieler – wie einst Stephan Lichtsteiner – von «richtigen» und «anderen Schweizern» rede. Hakan Yakin sagte: «Im Nationalteam konzentrierst du dich aufs nächste Spiel. Oder haben Sie das Gefühl, dass die Spieler am Tisch sitzen und darüber diskutieren wollen?» Alles ganz normal. Yann Sommer Manuel Akanji Kubilay Türkyilmaz Stephan Lichtsteiner Von Minelli über Türkyilmaz bis Xhaka: Sie stehen dafür, wie sehr das Nationalteam politische Entwicklungen spiegelt, Einwanderungsströme, Kriege; und wie der Schweizer Fussball davon profitiert. Den letzten nachhaltigen Einfluss hatte die Migration aus Osteuropa, als Folge des Balkan-Krieges in den neunziger Jahren. Die Schweizer Nationalmannschaft nimmt regelmässig an Welt- und Europameisterschaften teil. In den vergangenen 20 Jahren verpasste sie ein einziges Turnier, die EM 2012; auch an der bevorstehenden EM in Deutschland ab Mitte Juni 2024 wird sie dabei sein. Und seit 2014 überstand sie stets auch die Gruppenphase, an der WM 2014, EM 2016, WM 2018, EM 2020, WM 2022, im Gegensatz zu Spanien, Deutschland, England, Portugal, Belgien oder Kroatien. Die kleinen Schweizer im Fussball ganz gross. In jeder Hinsicht. Granit Xhaka spielt bei Bayer Leverkusen, einem Spitzenteam der deutschen Bundesliga; Yann Sommer spielt bei Inter Mailand, einem Spitzenteam der italienischen Serie A; Manuel Akanji spielt bei Manchester City, einem Schweizer Revue / Mai 2024 / Nr.3 15
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