4 Schwerpunkt THEODORA PETER Ein finanziell sorgenfreies Leben führen. So stellen sich viele den Alltag in der reichen Schweiz vor – gehört doch der helvetische Lebensstandard zu den höchsten in Europa. Einzig in Luxemburg und Norwegen ist das verfügbare Einkommen noch höher. Doch das Bild der Wohlstandsinsel trifft lediglich auf 20 Prozent der Haushalte zu. Sie verfügen über ein monatliches Bruttoeinkommen von mehr als 8508 Franken für eine alleinlebende Person oder mehr als 17867 Franken für eine vierköpfige Familie. Alle übrigen Haushalte müssen mit weniger Geld auskommen – die einkommensschwächsten 20 Prozent gar mit weniger als 3970 Franken für eine alleinlebende Person oder weniger als 8338 Franken für ein Paar mit zwei Kindern In der reichen Schweiz wächst die Existenzangst Die Schweiz gilt als Insel des Wohlstands. Doch ist das Leben in einem der reichsten Länder teurer denn je. Wegen der hohen Kosten – insbesondere für Gesundheit und Wohnen – gerät auch der Mittelstand zunehmend unter Druck. lie liegt diese Bandbreite zwischen 8338 und 17867 Franken. Wohin das Geld einer Familie aus dem unteren Mittelstand fliesst, illustriert das fiktive Beispiel der Familie Meier (siehe Kasten Seite 6). Familien knapp bei Kasse Insbesondere Eltern mit Kindern stehen unter einem wachsenden finanziellen Druck. Dies zeigt das Familienbarometer 2024 von Pro Familia Schweiz: In der neuesten Umfrage gaben 52 Prozent der Befragten an, ihr Einkommen reiche nur knapp oder gar nicht zum Leben. Ein Jahr zuvor hatte dieser Wert noch bei 47 Prozent gelegen. Sparen für schlechtere Zeiten oder für die freiwillige Altersvorsorge in der 3. Säule liegt für die unter 14 Jahren. Diese neusten Zahlen des Bundesamtes für Statistik beziehen sich auf das Jahr 2021. Zum Bruttoeinkommen gehören sämtliche Einkünfte eines Haushaltes: Lohn, Rente oder andere Geldzuflüsse. Rund 60 Prozent der Wohnbevölkerung in der Schweiz lebt demnach von einem mittleren Einkommen. Doch auch in der Mittelschicht gibt es enorme Unterschiede zwischen oben und unten. Die Statistik zählt dazu alle Personen aus Haushalten, die zwischen 70 und 150 Prozent des sogenannten medianen Bruttoäquivalenzeinkommens erzielen. Oder in Franken ausgedrückt: Sowohl ein Single mit monatlich 8500 Franken wie auch eine Rentnerin mit knapp 4000 Franken Haushaltsbudget gehören zur mittleren Einkommensgruppe. Für die vierköpfige FamiSchweizer Revue / Mai 2024 / Nr.3 4 Schwerpunkt
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