Schweizer Revue 4/2024

vom Titelbild. Mit der Zeit wurde die «Revue» zum journalistisch gemachten Produkt. Sie trennte Offizielles und Redaktionelles; im redaktionellen Teil stellte sie verschiedene Positionen dar, bot Analysen, führte Debatten, pflegte eine Themenvielfalt. «Die ‹Revue› wollte ihr Publikum vermehrt durch einen attraktiven Inhalt gewinnen», sagt Rudolf Wyder. Er hat diese Neuorientierung mitgeprägt. Unabhängige Redaktion Ab 1992 konnten Auslandschweizerinnen und -schweizer bei nationalen Urnengängen brieflich abstimmen und wählen, anstatt in die Schweiz reisen zu müssen. Es war ein Booster-Jahr für ihre politischen Rechte – wie auch für den Informationsauftrag der «Schweizer Revue». Dieser wuchs die «Revue» ein Statut, das die redaktionelle Unabhängigkeit verankerte. Für eine institutionelle Blattkritik und als Rekursinstanz für Beschwerden wurde eine Kommission eingesetzt. Diese Struktur besteht bis heute. Inhaltlich ist die Schweizer Politik logischerweise ein Schwerpunkt geblieben. Doch die «Revue» hat immer auch Themen aus Kultur, Wirtschaft, Gesellschaft und Sport aufgegriffen. Glacier-Express oder Drogenelend? In den Leserbriefen und in den Editorials der Chefredaktorinnen und Chefredaktoren spiegelt sich öfters ein Ringen darum, welche Schweiz den ❮ Ausgabe 4/1993: Die multikulturelle Schweiz im Fokus − mit aus heutiger Sicht etwas stereotyper Bildsprache Ausgabe 5/2003: ❯ Ausgabe 4/2014: ❯❯ Roger Federer, der einzige Star, der es bis jetzt mehrmals auf die Titelseite der «Revue» schaffte gemäss dem Willen von Bundesrat und Parlament, um die politische Willensbildung der Fünften Schweiz zu ermöglichen. Und die ausgewogene Berichterstattung wurde zur Pflicht. Die ASO und das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) stellten die Zeitschrift auf eine neue vertragliche Grundlage. In der bundesrätlichen Botschaft zum Gesetz war empfohlen worden, die Erscheinungsweise der «Revue» von vier auf acht Ausgaben zu verdoppeln. Die Mittel reichten schliesslich für sechs Ausgaben. Zudem erhielt Ausgewanderten zu zeigen war. Sollte die «Revue» die schönen, traditionellen erfolgreichen Seiten des Landes hervorheben – wie in den Artikeln über das Nationalgericht Fondue, den Glacier-Express oder Tennis-Superstar Roger Federer, der es zweimal aufs Cover schaffte? Schliesslich galten die ausser Landes lebenden Mitbürgerinnen und Mitbürger ein wenig als Vorposten des Schweizer Ansehens in der Welt. Oder sollten der Diaspora auch kritische Aspekte des Alpenlandes vermittelt werden – wie in den Beiträgen über das Drogenelend ab Mitte der 1980er-Jahre in den Schweizer Städten oder die Chemie-Katastrophe 1986 bei Sandoz in Schweizerhalle, die die Fische im Rhein tötete? Rudolf Wyder erinnert sich an erboste Reaktionen aus der Leserschaft und dem AusBlättern in der Vergangenheit der «Schweizer Revue» Auf unser 50-Jahre-Jubiläum hin können online sämtliche Ausgaben der «Schweizer Revue» von 1974 bis Ende 2023 eingesehen werden. Die Ausgaben 2024 werden Ende Jahr ergänzt. Ermöglicht wird dieses Angebot von der Schweizerischen Nationalbibliothek in Kooperation mit E-Periodica, einem Dienst der ETH-Bibliothek (e-periodica.ch). Digitalisiert wurden sämtliche Ausgaben in allen Publikationssprachen: www.revue.link/revue50 (MUL) Ausgabe 6/2015 mit einem Reizthema: ❯ Auge in Auge mit dem wilden Wolf Schweizer Revue / Juli 2024 / Nr.4 23

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