Schweizer Revue 4/2024

STÉPHANE HERZOG Am Dorfeingang, wo der Familienbetrieb der Hofmanns liegt, steht der Wegweiser nach Villars-sous-Yens (VD) noch immer auf dem Kopf: Eine Erinnerung an die Demonstrationen vom Februar 2024. Damals forderten Westschweizer Landwirte mehr Anerkennung. «Die Welt steht Kopf», schreibt der Schriftsteller und Weinbauer Blaise Hofmann in seinem Buch «Die Kuh im Dorf lassen», einem 2023 veröffentlichten Essay über die Zustände in der Schweizer Landwirtschaft. In den letzten zehn Jahren sind in der Schweiz jährlich 1500 Bauernhöfe verschwunden, im Schnitt vier Betriebe pro Tag. «Damit geht ein wichtiger Aspekt unserer Welt verloren: Gesten, Gerüche, Geräusche, Geschmack, Know-how, soziale Gepflogenheiten. Doch die Leute verhalten sich so, als ob sich rein gar nichts geändert hätte», schreibt Hofmann, der Sohn und Enkel eines Bauern. Sein Urgrossvater hat Suizid begangen, wie viele andere Landwirte in den letzten Jahren. Wir statten den Eltern von Blaise Hofmann auf ihrem Hof oberhalb von Morges einen Besuch ab. Walti und Anne-Lise empfangen uns mit breitem Lächeln. In ihrer Küche hängt der bekannte Farbdruck «Pflügen im Jorat» von Eugène Burnand. Darauf ist auch ein Mitglied seiner Familie zu Der Schriftsteller, der vor dem Schicksal der Bauern warnt In seinem Buch «Die Kuh im Dorf lassen» schildert der Schriftsteller und Weinbauer Blaise Hofmann das harte Leben von Bäuerinnen und Bauern. Er fordert eine «menschengerechte» Schweizer Landwirtschaft. sehen, sagt Blaise Hofmann, der 1978 geborene Literat und grosse Reisende, der früher als Journalist, Schafhirt, Pflegehelfer und Lehrer gearbeitet hat. Der Hof ist auch heute noch ein Landwirtschaftsbetrieb. Patrick, ein Cousin von Blaise, bewirtschaftet dort rund 40 Hektar. Nur eines fehlt dort: Kühe und der entsprechende Mist! «Früher wurde auf dem Land die Mitgift anhand der Grösse des Misthaufens vor dem elterlichen Hof bemessen», schreibt Hofmann und erklärt, dass es in der Schweiz schon immer mehr Kühe pro Einwohner gab als anderswo auf der Welt. Heute verdient aber sein Cousin Patrick mit der Milch seiner Kühe nur Blaise Hofmann, Schriftsteller, Wanderer und Weinbauer: Der Literat arbeitete auf seinem bisherigen Lebensweg auch als Journalist, Schäfer, Krankenpfleger und Lehrer. Fotos Stéphane Herzog Schweizer Revue / Juli 2024 / Nr.4 30 Porträt

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