Schweizer Revue 4/2024

Aus dem Bundeshaus besitzen und bereit sein, sich für 26 Monate zu verpflichten. Damit bilden die Schweizergardisten die homogenste Auslandschweizergemeinschaft der Welt. Man darf aber nicht vergessen, dass im Vatikan nebst den 135 Gardisten auch 25 weitere Schweizer Bürger und Bürgerinnen wohnen. Beim grössten Teil von ihnen handelt es sich um Angehörige der Gardisten. Zudem zählen ein paar wenige Geistliche dazu. Eine weitere Besonderheit der Auslandschweizergemeinschaft im Vatikan: Alle, die im oder für den Vatikan arbeiten, erhalten für die Dauer ihrer Tätigkeit die vatikanische Staatsbürgerschaft. Damit erhalten die Gardisten sehr schnell, jedoch nur für eine begrenzte Zeit, die Staatsbürgerschaft des Auswanderungslandes. Besonders ist auch die Staatsform des Vatikans: Es handelt sich um die einzige absolute Wahlmonarchie. In der UNO hat der Heilige Stuhl einen Beobachterstatus. Der Heilige Stuhl unterhält mit über 180 Staaten diplomatische Beziehungen, wovon über 90 eine Vertretung vor Ort haben. Mit seinen über 1,3 Milliarden Gläubigen sowie dem grossen Netzwerk rund um den Globus verfügt der Heilige Stuhl über politische Macht. Die Uniformen der Schweizergardisten sind eine bunte Pracht in Blau-Rot-Gelb. Sie ist von den Kleidern der Renaissance und insbesondere von den Fresken des Malers Raffael inspiriert. Foto Keystone Diese ist sozusagen umgekehrt proportional zur Grösse des Staatsgebiets. Päpstliche Garde als Symbol der Schweiz im Vatikan Trotz dieser politischen Bedeutung und trotz der Existenz der Schweizergarde entschied die Schweizer Regierung erst 2021, eine Botschaft beim Heiligen Stuhl in Rom zu eröffnen. Umgekehrt ist der Heilige Stuhl in Bern seit 1920 mit einem Nuntius («Papstbotschafter») vertreten. Wegen der komplizierten bilateralen Beziehungen, namentlich auch bedingt durch die innenpolitischen Spannungen zwischen der reformierten und katholischen Bevölkerung, musste die Zeit reifen, bis die Schweiz ihre Interessen vor Ort vertreten konnte. 2023 wurde die neue Schweizer Botschaft beim Heiligen Stuhl von Bundesrat Ignazio Cassis und Kardinalsstaatssekretär Pietro Parolin in Rom eingeweiht. Noch bis in die 1990er-Jahre wurden die bilateralen Beziehungen einseitig über die Nuntiatur in Bern abgedeckt. 1991 ernannte dann der Bundesrat einen Botschafter in Sondermission und ab 2004 einen bevollmächtigten Botschafter, der in einem anderen Staat residierte und in «Seitenakkreditierung» sich um den Heiligen Stuhl kümmerte; zuletzt von Slowenien aus. Mit der Eröffnung der Schweizer Vertretung beim Heiligen Stuhl in Rom schlug die Schweiz ein neues Kapitel in ihren bilateralen Beziehungen auf. Zeugnis davon ist auch die rege Besuchsdiplomatie. Regelmässig wohnt die Bundespräsidentin, der Bundespräsident der Zeremonie zur Vereidigung der Schweizergardisten am 6. Mai im Vatikan bei. Der hochrangige Besuch im Vatikan bietet auch Gelegenheit für offizielle Gespräche auf höchster Ebene. Verschiedene Päpste besuchten in der Vergangenheit auch die Schweiz: So weilte etwa Johannes Paul II dreimal in unserem Land. Auch Papst Franziskus kam 2018 nach Genf. Er besuchte den Ökumenischen Weltkirchenrat und traf anlässlich seines Besuchs auch Mitglieder der Schweizer Regierung. Die Schweizergarde bildet seit über 500 Jahren ein Fundament in unseren bilateralen Beziehungen. Die Gardisten öffnen der Schweiz auch heute Türen zum Vatikan und helfen damit, die Beziehungen weiter zu stärken. (EDA) www.schweizergarde.ch Aus dem Bundeshaus 33 Schweizer Revue / Juli 2024 / Nr.4

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