Schweizer Revue 6/2024

4 Schwerpunkt CHRISTOF FORSTER Vor sieben Jahren hat die Bevölkerung einer Schweiz ohne Atomstrom zugestimmt. Bis 2050 sollten die letzten Atomkraftwerke vom Netz sein und das Land sich nur noch mit erneuerbaren Energien und Importen versorgen. Doch davon will der Bundesrat jetzt nichts mehr wissen. Ende August hat er entschieden, den Bau von neuen AKWs wieder zuzulassen. Dazu muss das Bauverbot aus dem Gesetz entfernt werden. Albert Rösti elektrisiert die Atomdebatte Vor sieben Jahren hat das Schweizer Stimmvolk den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen. Nun ebnet der Bundesrat dem Wiedereinstieg den Weg: Er will den Bau neuer Kernkraftwerke wieder zulassen. Damit macht er eine 180-Grad-Wende in der Energiepolitik. Damit erhält die Energiedebatte in der Schweiz einen gewaltigen Stromstoss. Der beigelegt geglaubte Streit über Pro und Kontra von AKWs ist neu lanciert. Energieminister Albert Rösti spricht von einem «Paradigmenwechsel». Bis jetzt waren Politik und Wirtschaft darauf ausgerichtet, wegzukommen vom Atomstrom. Jetzt wird alles neu aufgemischt. Polarisiert hat die Atomkraft seit jeher. Mit der Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011 lag das Momentum bei den AKW-Gegnern. In europäischen Städten gingen Hunderttausende auf die Strassen, um gegen die Atomkraft zu protestieren. In der Schweiz legte Energieministerin Doris Leuthard, die als atomfreundlich galt, drei Tage nach dem Seebeben die Gesuche für den Bau neuer Reaktoren auf Eis. Im gleichen Jahr noch beschloss der Bundesrat, langfristig aus der Atomenergie auszusteigen. Die bestehenden AKWs sollen weiterlaufen, solange die Aufsichtsbehörde sie als sicher einstuft. Schweizer Revue / Dezember 2024 / Nr.6

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