Schweizer Revue 1/2025

stiegener Energiekosten – auch zu höheren Ticketpreisen. Je nach Grösse der Destination kostet ein Tag Skifahren für eine erwachsene Person zwischen 40 und 90 Franken. Mehrere Bahnbetreiber setzten auf «dynamische» Preise, die je nach Nachfrage und Buchungszeitpunkt schwanken. Dies kann in Hotspots wie St. Moritz, Zermatt oder der Snowboard-Hochburg Laax mitunter zu Preisen von über 100 Franken pro Tag führen. Für Aufsehen sorgte eine Aussage des Laaxer Bergbahnchefs Reto Gurtner, wonach das Preismaximum noch nicht erreicht sei. «In zehn Jahren wird eine Tageskarte in Laax zwischen 200 und 300 Franken kosten», prognostizierte Gurtner letzten Herbst. Er geht davon aus, dass der Ansturm auf schneesichere Gebiete weiter zunehmen wird – und es genügend Passionierte mit hoher Zahlungsbereitschaft gibt. Beim Golfen seien die Leute bereits heute bereit, bis 1000 Franken pro Runde zu bezahlen. Der Tourismusexperte Jürg Stettler von der Hochschule Luzern rechnet zwar nicht damit, dass sich derart den Ausbau von leistungsstarken Beschneiungsanlagen, die in kurzer Zeit hohe Mengen an Kunstschnee produzieren. Wo möglich, sollen Skipisten nach «oben» verschoben werden – mit weiteren Bahnen, die Schneesportler noch höher hinauf in die Berge bringen. Diese Pläne haben ihren Preis: Nötig sind millionenschwere Investitionen. Zum Teil springen ausländische Geldgeber in die Lücke. So hat der US-Konzern Vail Resorts bereits vor zwei Jahren das Skigebiet Andermatt-Sedrun im Grenzgebiet zwischen den Kantonen Uri und Graubünden aufgekauft. Seit 2024 gehört auch die Walliser Destination Crans-Montana zum Portfolio des amerikanischen Wintersport-Giganten, dem weltweit über 40 Skigebiete gehören. Vail Resorts will in beiden Schweizer Destinationen insgesamt rund 50 Millionen Franken in den Ausbau der Infrastruktur – Beschneiungsanlagen, Bergbahnen und Restaurants – investieren. Dies soll weitere Investoren anlocken, die ihrerseits Hotels und Ferienresorts bauen, um zahlungskräftige Gäste in die Wintersportorte zu bringen. Vom Volks- zum Luxussport Auch andere Wintersportorte investieren kräftig in den Ausbau ihrer Infrastruktur. Dies führt – nebst geexorbitante Preise überall durchsetzen können. Doch überlegten sich viele Schweizerinnen und Schweizer, ob sich der Wintersport für sie noch lohne. «Skifahren ist schon heute nicht mehr jener Volkssport, der es noch vor 40 Jahren war», sagte Stettler gegenüber Radio SRF. Zwar betreibt noch immer rund ein Drittel der Bevölkerung Schneesport: «Wer Ski fahren geht, tut dies aber immer seltener.» Vor allem für Familien wird Wintersport zunehmend zum unerschwinglichen Luxusgut – für Eltern mit zwei Kindern kostet eine Woche Skiferien rasch mehrere Tausend Franken. Die Skilager-Tradition schwindet Auch an den Schulen hat der frühere Volkssport an Bedeutung eingebüsst. Gehörten in den 1970er-Jahren die jährlichen Skilager noch zum Standardprogramm, ging diese Tradition in den letzten Jahrzehnten zunehmend verloren. Der Lehrplan 21 gibt diesbezüglich lediglich das Ziel vor, dass sich Kinder «auf gleitenden Geräten» fortbewegen können – das geht auch auf Schlittschuhen. Der Bund subventioniert Schneesportlager mit Geldern aus dem Programm «Jugend+Sport». Pro Jahr profitieren davon rund 100 000 Jugendliche. Mit der 2014 lancierten Schneesportinitiative will auch die Branche wieder vermehrt Kinder und Jugendliche in den Schnee bringen. Die Plattform «GoSnow.ch» bietet Schulen und Lehrpersonen nebst Lehrmitteln fixfertig organisierte Schneesportlager zu günstigen Preisen an. Im laufenden Winter organisiert die Plattform insgesamt rund 400 Lager für über 18 000 Teilnehmende. Für Fränzi Aufdenblatten, Präsidentin der Initiative und ehemalige Skirennfahrerin, ist Skifahren nicht nur eine Leidenschaft, sondern ein «Schweizer Kulturgut». Für sie ist es unvorstellbar, dass Kinder, die hierzulande aufwachsen, nicht zumindest einmal mit dem Schneesport in Kontakt kommen: «Das wäre, wie wenn man auf Hawaii lebt und nie ein Surfbrett ausprobiert.» Der Einsatz von Schneekanonen ist nur bei eisigen Temperaturen unter null Grad Celsius möglich. Foto Keystone Die Zukunft des Skigebiets von Crans-Montana ist dank ausländischen Investoren gesichert: 2024 wurde die Walliser Destination vom US-Konzern Vail Resorts aufgekauft. Foto Keystone 7

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