man zurück in die Vergangenheit gehen, als dies ein Ausdruck der Macht war. Viel besser wäre es, bestehende Gebäude zu renovieren und sie mit dem wertvollen Material Holz komfortabel und biokompatibel zu machen», erklärt der Wissenschaftler. Wald nutzen und erhalten Die Schweiz hat ein einzigartiges Waldgesetz, das ins Jahr 1903 zurückreicht. «Der Wald wird genutzt, um ihn gleichzeitig instand zu halten», sagt Rafael Villar. Allerdings deckten die Einnahmen aus dem Holzverkauf die Kosten für die Instandhaltung der Wälder nicht. Die Bäume müssten zudem auf optimale Weise gefällt werden, wie etwa im Rahmen eines Projekts für eine Turnhalle in Aigle (VD), an dem sein Büro beteiligt war. Das Büro wählte in Waadtländer Wäldern vom Borkenkäfer befallene Bäume aus. Dieses Insekt ernährt sich vom Saft der Bäume, wobei durch die Einwirkung auf die Rinde ein Pilz entsteht, der das Holz blau färbt. «Durch das Fällen des Baumes kann das Holz gerettet und der Baum sinnvoll genutzt werden», erläutert der Ingenieur. In der Schweiz wird jedoch nicht das gesamte gefällte Holz auf sinnvolle Weise genutzt und endet zum Teil als Brennholz, stellt Ernst Zürcher fest. Ein Grund dafür sind die steigenden Preise für fossile Brennstoffe. Eine «Kaskadennutzung» des Holzes wäre besser, es also zuerst für Gebäude, dann für Verbundwerkstoffe, dann für Papier und erst dann für die Verbrennung zu verwenden. «In der Schweiz werden Sägewerke aufgrund mangelnder Nachfrage geschlossen. Und wir exportieren sogar Holz und importieren es nach der Verarbeitung wieder», bedauert Ernst Zürcher. Er betont die Vorzüge einer lokalen Nutzung der Wälder. «Wenn 5000 Personen im Wald arbeiten, schaffen wir Arbeit für mehr als 50000 Menschen in der Holzindustrie. Das Verbrennen von Holz hingegen bringt nur einen geringen Mehrwert», vergleicht er. Gegenwärtig sind in der Schweizer Holzwirtschaft 85000 Menschen beschäftigt. Haben wir genug Holz? Das natürliche Wachstum der Schweizer Wälder erzeugt jedes Jahr 10 Millionen Kubikmeter Holz. Im Durchschnitt werden 5 Millionen Kubikmeter pro Jahr entnommen, wovon 25 Prozent für Heizzwecke verwendet werden. Das verfügbare Potenzial beläuft sich auf 3 Millionen Kubikmeter pro Jahr. Es gibt also viel Raum für Verbesserungen bei der Verwendung von Schweizer Bauholz. Und an Projekten mangelt es nicht, wie Sébastien Droz feststellt und auf den Lignum-Preis verweist, der 2009 ins Leben gerufen wurde. «Seither hat die Qualität, die Vielfalt und das Volumen der Projekte deutlich zugenommen», sagt er. Ein Beispiel dafür ist der 500 Meter lange Baumwipfelpfad aus Holz, die sich durch das Kronendach eines Waldes im Toggenburg in der Nähe von St. Gallen schlängelt. Diese Leistung zeigt, wie stark die Holzbaukultur in der Schweiz ist. Moderner Holzbau nutzt neue Prinzipien: Stäbe aus Buchenholz werden zu massiven Trägern verleimt und danach zu passgenauen Bauteilen verarbeitet. Im Zwhatt-Holzhochhaus zeigen sich klare Strukturen: Die Holzträger und Holzpfeiler bleiben sichtbar, Trennwände können flexibel eingesetzt werden. Fotos Pensimo, Sandro Straube, Boltshauser Architekten Schweizer Revue / April 2025 / Nr.2 16 Reportage
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