Aus dem Bundeshaus INTERVIEW: DENISE LACHAT Marianne Jenni, eben noch waren Sie Botschafterin in Ecuador – und jetzt leiten Sie von Bern aus die Geschicke der Konsularischen Direktion. Welche Überraschungen brachte die Rückkehr in die Schweiz mit sich? Marianne Jenni: Es gab keine Überraschungen, denn ich wusste bereits, was es heisst, in die Schweiz zurückzukehren. Während den drei Jahren als Botschafterin in Ecuador kehrte ich regelmässig in die Heimat zurück, zuvor hatte ich acht Jahre in Bern gearbeitet. Wer diesen Beruf ausüben will, muss anpassungsfähig sein. Ohne Flexibilität, Optimismus, eine positive Grundhaltung und Neugier wäre es schwierig, alle vier Jahre das Land zu wechseln und sich auf eine neue Sprache und Mentalität oder Kultur einzustellen. Für mich ist die Schweiz aber mein Zuhause geblieben, und mit dem EDA hatte und habe ich einen Schweizer Arbeitgeber – das ist nicht zu vergleichen mit der Situation von jemandem, der auswandert aus der Schweiz. Die Erfahrungen von Auslandschweizer:innen kennen Sie trotzdem bestens, Sie lebten zuvor ja auch in Paris, Lagos, Rom, London, Bagdad, Kinshasa und Kapstadt … Das Leben in einem neuen Land, das man nicht oder nur wenig kennt, ist eine Herausforderung, die man nicht unterschätzen darf. Die ersten Monate sind in der Regel nicht einfach, weil der Alltag neu organisiert werden muss. Wie einfach ist es denn, als Ausland- schweizer:in die Bande mit der Schweiz aufrechtzuerhalten? Die Veranstaltungen, die ich in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito organisierte – den 1. August, Jungbürgerfeiern und einen Anlass für Pensionierte – waren immer gut besucht. Heute erleichtern auch die modernen Kommunikationsmittel den Austausch mit der Schweiz. Das war vor einigen Jahrzehnten noch anders. Marianne Jenni, seit Anfang Jahr an der Spitze der Konsularischen Direktion, im Interview: «Wer die Zelte abbricht und in einem anderen Land neu aufbaut, nimmt ein Risiko auf sich.» Fotos Danielle Liniger «Die Fünfte Schweiz ist wichtig für das Image der Schweiz» Marianne Jenni ist seit dem 1. Januar 2025 Direktorin der Konsularischen Direktion (KD) im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Im Interview spricht sie über die notwendige Digitalisierung der konsularischen Dienstleistungen und ihr Engagement für die Fünfte Schweiz. Die Information der Auslandschweizer:innen ist eine Aufgabe, die in der Bundesverfassung festgeschrieben ist und die es umzusetzen gilt. Hier arbeitet die KD mit der Auslandschweizer-Organisation und mit Swissinfo zusammen. Wir werden in der Vernehmlassung zu den Sparvorschlägen selbstverAllerdings sind die modernen Informations- und Kommunikationsmittel nicht garantiert. Zur Zeit nehmen in der Fünften Schweiz viele besorgt zur Kenntnis, dass swissinfo.ch, das digitale Informationsangebot der SRG, Sparmassnahmen des Bundes zum Opfer fallen könnte. 28 Schweizer Revue / April 2025 / Nr.2
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