Schweizer Revue 2/2025

Aus dem Bundeshaus Marianne Jenni: «Ich möchte den Auslandschweizer:innen sagen, dass wir an sie denken und für sie da sind.» ständlich unsere Argumente einbringen. Am Ende aber entscheidet die Politik. In der Schweiz scheint sich die Stimmung gegenüber Auslandschweizer:innen abzukühlen, teils werden sie regelrecht als Schmarotzer dargestellt. Beunruhigt Sie das? In meiner kurzen Zeit im Amt habe ich davon nichts gespürt. Aber diese Darstellung ist natürlich problematisch. Falls das so ist, werde ich mich dafür einsetzen, dieses Image zu korrigieren. Die Kritiker kennen die tatsächlichen Herausforderungen der Auslandschweizer:innen vermutlich nicht. In der Schweiz verlassen wir uns auf ein System, das wunderbar funktioniert und uns Sicherheit bietet. Das ist nicht überall auf der Welt so. Administrative Hürden, wechselnde Sicherheitslagen, ein fehlendes öffentliches Verkehrsnetz oder die Schwierigkeit, sich sozial abzusichern: Auslandschweizer:innen sind mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Wer die Zelte abbricht und in einem anderen Land neu aufbaut, nimmt ein Risiko auf sich. Wie lautet Ihre Botschaft an die Fünfte Schweiz? Ich möchte den Auslandschweizer:innen sagen, dass wir an sie denken und für sie da sind. Diesen Auftrag haben uns der Bundesrat und das Parlament in Form des Auslandschweizergesetzes erteilt, und diesen Auftrag nehmen wir ernst. Auslandschweizer:innen tragen Schweizer Merkmale wie Qualität und Zuverlässigkeit ins Ausland, sei dies in der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Kultur oder der Gesellschaft. Die Fünfte Schweiz ist wichtig für das Image der Schweiz. Wie werden Sie der Fünften Schweiz den Puls fühlen? Eine meiner Prioritäten wird sein, an möglichst vielen Treffen mit Auslandschweizer:innen und an ASO-Konferenzen teilzunehmen, um zu erfahren, was die Auslandschweizergemeinschaft beschäftigt, denn das ist von Land zu Land verschieden. Gleichzeitig möchte ich daran erinnern, dass die Auslandschweizer:innen auch selbst dazu beitragen können, dass ihre Interessen in der Politik vertreten sind, indem sie sich in den Auslandschweizerrat wählen lassen und ihre Erfahrungen einbringen. Viele Auslandschweizer:innen können ihr Recht, in der Schweiz abzustimmen und zu wählen, gar nicht nutzen: Die Unterlagen dazu treffen oft viel zu spät ein. Ein grosses Ärgernis. Absolut einverstanden. So gehen wichtige Stimmen verloren. Die politische Teilhabe der Fünften Schweiz ist für die politische Schweiz wichtig. E-Voting könnte dazu beitragen. Werden Sie sich bei den Kantonen, die damit zögern, für E-Voting stark machen? Es wird einen Austausch mit den Kantonen geben. Dabei wird E-Voting ein Thema sein. Die Konsularische Direktion ist die zentrale Anlaufstelle für «konsularische Dienstleistungen» auf der ganzen Welt. Was heisst das in der Praxis? Eine Vertretung in einer Botschaft oder einem konsularischen Generalkonsulat ist mit einer Gemeindeverwaltung vergleichbar. Sie nimmt die Anmeldung von Schweizer:innen entgegen, prüft Personalien, nimmt Anträge für Pässe und Indentitätsausweise an, übermittelt die Unterlagen für Heiraten und Scheidungen, stellt im Falle von Passverlust ein «Laisser-passer» aus, unterstützt bei Notfällen, hilft bei Todesfällen bei der Organisation der Rückreise, hält Kontakt zur Familie, stellt Visa aus; letztes Jahr nicht weniger als 700 000. Es gibt auch Fälle, in denen Anträge auf Sozialhilfe geprüft werden: Schweizer:innen im Ausland, die völlig mittellos sind und beispielsweise keine Familien haben, die sie unterstützen, können ein entsprechendes Gesuch stellen. Jeder Einzelfall wird anschliessend auf der Grundlage strenger gesetzlicher Kriterien geprüft. Sind die Voraussetzungen gegeben, ist eine Unterstützung denkbar, welche das Existenzminimum des jeweiligen Aufenthaltslandes deckt. Wie gut ist denn das konsularische Netz der Schweiz? Die Schweiz bietet in einem dichten konsularischen Netz mit rund 170 Vertretungen und 200 Honorarkonsulaten Dienstleistungen auf einem hohen Standard. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an uns. Wenn wir die Qualität unserer Dienstleistungen trotz steigender Zahl von Auslandschweizer:innen wie auch von Auslandsreisen bei gleichzeitigen Sparvorgaben von rund zehn Prozent aufrechterhalten wollen, brauchen wir digitale Lösungen. Diese müssen einen Mehrwert für beide Seiten bringen, in Form von Effizienz und Kundenfreundlichkeit. Mehrwert, Effizienz und Kundenfreundlichkeit: Was dürfen sich Auslandschweizer:innen darunter konkret vorstellen? Wir denken über die Schaffung eines digitalen Konsular-Hubs nach, den ich aktuell noch nicht im Detail vorstellen kann. Ziel ist es, Kontakte rascher abzuwickeln als heute. Hingegen soll aktuell keine Vertretung geschlossen werden, das hat der Vorsteher des EDA, Bundesrat Ignazio Cassis, mehrfach bestätigt. Das ist wichtig für uns. Wir möchten mit dem Aufbau des Konsu­ «Die politische Teilhabe der Fünften Schweiz ist für die politische Schweiz wichtig.» 29 Schweizer Revue / April 2025 / Nr.2

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