Amherd geht, Süssli geht, Dussey geht: Im VBS mehren sich die Herausforderungen Im Verteidigungsdepartement (VBS) bleibt derzeit kein Stein auf dem anderen. Im Januar kündigte Bundesrätin Viola Amherd, oberste VBS-Chefin, ihren Rücktritt an (siehe Seite 26). Und im Februar wurde publik, dass auch Armeechef Thomas Süssli und Christian Dussey, Chef des Nachrichtendienstes des Bundes, den Hut nehmen. Zuvor hat sich bereits der Kommandant der Luftwaffe, Peter Merz, entschieden, die Armee zu verlassen. Die Abgänge bedeuten, dass der am 12. März 2025 gewählte Nachfolger Amherds, der neue Bundesrat Martin Pfister (ZG), sehr bald eine Reihe wichtiger Personalentscheide zu fällen hat. (MUL) Finanzkontrolle deckt im Schweizer Rüstungskonzern RUAG Betrug auf Im bundeseigenen Rüstungskonzern RUAG soll ein betrügerisches System mit dem Kauf und Verkauf von Ersatzteilen für Leopard-Panzer den Staat «im hohen zweistelligen Millionenbereich» geschädigt haben. Dies legt ein Untersuchungsbericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) nahe, der im Februar publiziert wurde. Der Bericht nennt auch fehlende und ungenügende Kontrollen. Laut EFK herrsche in der RUAG eine «fragwürdige Kultur» vor und sie rügt «schwere organisatorische Versäumnisse». In schiefem Licht erscheint auch die Rolle des Verteidigungsdepartements (VBS). Dieses erfuhr bereits 2019 durch einen Whistleblower von Missständen, reagierte aber laut EFK «in nicht nachvollziehbarer Weise». (MUL) Der Bundesrat anerkennt «Verbrechen gegen die Menschlichkeit» an Jenischen und Sinti Das «Hilfswerk für die Kinder der Landstrasse» nahm zwischen 1926 und 1973 rund 600 jenische Kinder ihren Eltern weg und «versorgte» sie zwangsweise in Heimen und bei Pflegefamilien. Kirchliche Hilfswerke und Behörden taten Gleiches, weshalb von rund 2000 Betroffenen ausgegangen wird. Viele von ihnen wurden im Erwachsenenalter zudem unter Vormundschaft gestellt, mit einem Eheverbot belegt oder gar zwangssterilisiert. Der Bundesrat räumt nun gestützt auf ein Rechtsgutachten ein, dass dies alles ein an den Jenischen und Sinti begangenes «Verbrechen gegen die Menschlichkeit» sei und anerkennt die Mitschuld der Behörde. Die Betroffenen selbst hatten eine Einstufung als «kulturellen Genozid» gefordert. Zum Gutachten: www.revue.link/jenische (MUL) Direktorin Ariane Rustichelli verlässt die ASO, Lukas Weber folgt an ihre Stelle Ariane Rustichelli tritt im April als Direktorin der Auslandschweizer-Organisation (ASO) zurück (mehr auf Seite 34). Just bei Redaktionsschluss wurde bekannt, dass der ASO-Vorstand Lukas Weber als ihren Nachfolger gewählt hat. Die «Revue» wird Weber in ihrer nächsten Ausgabe vorstellen. Bereits publiziert ist das Communiqué der ASO zu seiner Wahl: www.revue.link/weber (MUL) Germaine Seewer Die ranghöchste Frau in der Schweizer Armee heisst Germaine Seewer. «Sie ist sogar die ranghöchste Frau in der Schweizer Militärgeschichte», sagt Armee-Sprecherin Delphine Schwab-Allemand. Divisionär Seewer ist seit dem 1. August 2024 Chefin Internationale Beziehungen Verteidigung im Armeestab. Ihr Dienstgrad würde in anderen Armeen dem eines Generalmajors entsprechen. Ihre Aufgabe? Die Beziehungen zu ausländischen Armeen leiten und koordinieren. Die Berufssoldatin war die erste Brigadierin der Schweizer Armee. Danach leitete sie die höhere Kaderausbildung. Sie stellt in zweierlei Hinsicht eine Ausnahme dar: Sie bekleidet einen Dienstgrad, der traditionell Männern vorbehalten war, und sie gehört zu den nur 1,6 % Frauen in der Schweizer Armee. Im März 2024 waren insgesamt 2301 Frauen Angehörige der Armee. Die in Leuk (VS) geborene Germaine Seewer studierte Chemie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich und schloss ihre Doktorarbeit zum Thema Qualität von Schweinefleisch und -fett ab. Danach war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Nutztiere tätig. Ihre Karriere in der Armee begann sie 1998. In der Zwischenzeit ist sie viel in der Welt herumgekommen und nahm etwa an Einsätzen im Kosovo, in Äthiopien und in Eritrea teil. 2009 fiel ihr Name als potenzielle Chefin der Armee. Schliesslich erhielt aber der Deutschschweizer Thomas Süssli den Posten. Germaine Seewer lebt immer noch im Wallis. Sie liebt die Berge so sehr, dass sie am Gebirgslauf «Patrouille des Glaciers» teilnimmt. Was macht ihre Person sonst noch aus? Diskretion und Zurückhaltung. Eine Ausnahme? Sie befürwortete den Frauenstreik von 2019 und bezeichnete ihn als «notwendig», ohne jedoch selbst auf die Strasse zu gehen STÉPHANE HERZOG Foto Herbert Zimmermann/13Photo Schweizer Revue / April 2025 / Nr.2 8 Herausgepickt Nachrichten
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