Schweizer Revue 3/2025

grosse Sympathien bescheinigen? Rund 70 Prozent würden ihr zustimmen, ergab 2024 eine repräsentative Umfrage des Forschungsinstituts gfs. bern. Hauptgrund: die Lärmbelästigung. Bei den Gegnerinnen und Gegnern lautet das Hauptargument, ein Verbot sei übertrieben. Noch liegt der Gegenvorschlag nicht vor, und die Parteien haben sich nicht positioniert. Der Schweizerische Gewerbeverband warnt vor einer «Verbotskultur», die Kindern eine Tradition nehme. Für KMU hätte das Verbot laut dem Verband negative Folgen. «Branche bedroht» «Die Initiative bedroht eine ganze Branche», sagt Geschäftsinhaberin Linda Feller. Ohne die Einnahmen aus dem Feuerwerksverkauf stünden viele kleine Detailhändler vor dem Aus. Die Initianten verweisen darauf, dass in der Schweiz vor allem Vulkane produziert werden, die nicht betroffen wären. Der Grossteil des Feuerwerks wird aus China importiert. Das Initiativkomitee zeigt sich offen für einen «griffigen» Gegenvorschlag. Ob dieser ausreicht, bleibe abzuwarten. Simon Hubacher vom Schweizer Tierschutz sieht die Initiative als pragmatisch: Neben leisem Feuerwerk und offiziellen Grossfeuerwerken bleiben auch Laser- und Drohnenshows sowie traditionelle Höhenfeuer möglich. «Privates Geböller hat nichts mit Tradition zu tun.» Hubacher führt ein weiteres Umfrageergebnis von 2024 ins Feld: Obwohl die Mehrheit der Befragten Feuerwerke gern anschaut, kaufen die meisten selten oder nie Feuerwerkskörper – und wenn, dann grösstenteils lautlose. Das passe zur Stossrichtung der Initiative. Wird diese nicht wegen eines genehmen Gegenvorschlags zurückgezogen, entscheidet die Stimmbevölkerung voraussichtlich 2026, ob die Schweiz auf lautes Feuerwerk verzichtet. letzen sich bei Fluchtversuche. Hunde leiden so stark, dass ihre Besitzerinnen und Besitzer mit ihnen ins nahe Ausland ausweichen. Gefahr für Menschen Auch Menschen setzt der Lärm zu, besonders älteren und psychisch belasteten, so die Initianten. Die Lautstärke von Feuerwerk ist gesetzlich auf 120 Dezibel begrenzt, aus einem bestimmten Abstand. Zum Vergleich: Ein Presslufthammer erreicht 100 Dezibel. Feuerwerk führt überdies zu Unfällen und Bränden. Zwischen 2018 und 2022 ereigneten sich laut der Beratungsstelle für Unfallverhütung jährlich rund 200 Unfälle an 1.-AugustFeiern, meist Verbrennungen und Gehörschäden. Häufige Ursachen: Basteleien, Ablenkung und Leichtsinn. Letzten Silvester kam es zu einem Todesfall: Ein 46-Jähriger starb im Kanton Luzern, als er an einer Böller-Abschusseinrichtung hantierte. Und im Kanton Wallis wurde eine 14-Jährige schwer verletzt, als ein Feuerwerkskörper mitten in einer Menschenmenge detonierte. Die Initianten erwähnen zudem Umweltprobleme: Über eine Tonne Abfall bleibt liegen, und die Feinstaubbelastung steigt. Feinstaub ist eines der Produkte, das beim Abbrennen von Feuerwerk entsteht, nebst Kohlendioxid und weiteren. Laut der Studie des Bundesamts für Umwelt von 2014 wird der Feinstaub-Tagesgrenzwert am 1. August und Silvester «häufig überschritten». Über das Jahr gesehen macht Feuerwerk jedoch nur rund zwei Prozent des gesamten Feinstaubausstosses aus. Die Behörde rät älteren Menschen und Personen mit Atemwegs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Feuerwerken fernzubleiben. Parlament prüft Gegenvorschlag Die Initiative ist in Bundesbern hängig. Der Bundesrat empfiehlt, sie abzulehnen. Eine nationale Regelung sei unnötig, da Kantone und Gemeinden bereits Verbote aussprechen könnten. Doch das Parlament zeigt sich kompromissbereit. Die vorberatenden Kommissionen von Ständerat und Nationalrat stimmten im Januar und im April 2025 der Ausarbeitung eines indirekten Gegenvorschlags zu. Das Anliegen, Mensch und Tier vor der Lärmbelästigung zu schützen, sei «gerechtfertigt». Der Gegenvorschlag soll ein Verbot von reinen Knallkörpern ohne visuelle Effekte ins Sprengstoffgesetz aufnehmen. Liegt das Entgegenkommen auch an den Umfragen, die der Initiative Die junge Bodencrew des Raketenstarts ist mit dem Feuerzeug am Werk. Ein risikoreicher Moment: Am Nationalfeiertag werden Jahr für Jahr rund 200 Unfälle mit Feuerwerk gezählt. Foto Keystone www.feuerwerksinitiative.ch Schweizer Revue / Juli 2025 / Nr.3 10 Gesellschaft

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