Tipps für die Suche nach den eigenen Wurzeln Bei den Lebenden anfangen, die Toten rennen einem nicht davon: Das ist eine Grundregel, wenn die Suche nach Vorfahren beginnt. Zunächst Verwandte befragen, die mündlich Auskunft geben können – und sich danach auf die Suche nach anderen Quellen machen. Das Rad nicht neu erfinden: Oft haben andere Leute zur gleichen Familie bereits Recherchen betrieben und Stammbäume gezeichnet. Nach solchen Vorarbeiten gilt es zu suchen. Ahnenforschende in der Schweiz kontaktieren: Die Schweizerische Gesellschaft für Familienforschung (SGFF) kann direkt Hinweise geben oder Anfragen an lokale GenealogieVereine weiterreichen. www.sgffweb.ch werde oft als Lebensziel oder einmaliges Erlebnis empfunden. Tracey Jones und Pete Thalmann bestätigen es. Für sie sei es sehr wichtig, das Wissen um ihre Schweizer Wurzeln festzuhalten und an ihre beiden Töchter weiterzugeben, sagt Jones. «Ich weiss nun genau, woher ich komme – und bin sehr stolz darauf.» Nach seinem Besuch in der Schweiz werde er die von ihm geschriebene Familiengeschichte ergänzen, sagt Pete Thalmann. Die Chronik, die bereits einen ansehnlichen Umfang aufweise, richte sich an die nächsten Generationen. «Ich habe sechs Kinder und elf Grosskinder.» Als er erstmals den von seinem Grossvater verfassten Zeitungsbericht gelesen habe, sei ihm eines klar geworden: «Eine Stimme aus der Vergangenheit ist unbezahlbar.» müsse man Belege suchen, sagt er. Dafür benötige man viel Geduld. Oder die Hilfe von Profis – wie Therese Metzger. Die 79-Jährige lebt in Münsingen bei Bern. Sie ist professionelle Ahnenforscherin. Über 30 Aufträge bearbeitet sie pro Jahr. Gut zwei Drittel davon stammen aus dem Ausland. Für rund 1000 Franken kann sie Personenlisten erstellen, die über 200 Jahre zurückreichen. Ein grosser Teil der Kundschaft stamme aus den USA, erzählt sie. «Es gibt Leute, die wollen bloss wissen, wo ihre Vorfahren lebten – das genügt ihnen und sie sind happy.» Manche unternehmen daraufhin eine Reise, um den betreffenden Ort aufzusuchen. «Wenn sie in der Kirche stehen und ihnen bewusst wird, dass hier ein Urahne getauft wurde, ist das für sie sehr berührend.» Andere seien an Details interessiert, sagt Therese Metzger. Ein Kunde habe sich nach einem möglichen Vorfahren aus dem 13. Jahrhundert erkundigt. «Da musste ich kapitulieren.» Ein derart tiefer Blick in die Vergangenheit sei nur in absoluten Ausnahmefällen möglich. Wenn lediglich ein Name bekannt sei, der früher sehr häufig war, werde es ebenfalls schwierig. «Wo soll ich bei einem Jakob Meier anfangen zu suchen», fragt sie. Ein anderes Problem seien Pfarrer, die schludrig geschrieben haben. Deren Einträge in den Kirchenbüchern seien kaum zu entziffern. «Diesen Pfarrern hätte ich das Fegefeuer mit Nachhilfestunden gegönnt», sagt sie und lacht. Einwanderung treibt Ahnenforschung an Therese Metzger hat sich gelegentlich schon gefragt, woher das Interesse der Menschen in Ländern wie den USA an der Ahnenforschung kommt. Eine Antwort fand sie in der vergleichsweise kurzen Geschichte und der grossen Bedeutung der Einwanderung. «Ich stelle mir das vor wie bei adoptierten Kindern», sinniert sie. «Die wollen auch wissen, woher sie kommen.» Kurt Münger sieht es ähnlich. Der Besuch des Herkunftslandes der Vorfahren sei viel mehr als ein touristischer Ausflug, sagt er. «Für die Nachfahren ist es eine emotionale Reise zu den eigenen Wurzeln.» Diese Reise Ahnenforscherin Therese Metzger stellt fest: Wer in einem von Einwanderung geprägten Land mit junger Geschichte lebt, interessiert sich oft besonders stark für die eigene Familiengeschichte. Foto ZVG Ahnenforscher Kurt Münger registriert immer mehr Anfragen von Leuten aus dem Ausland, die sich für ihre Schweizer Vorfahren interessieren. Foto ZVG Pete Thalmann beim Gedichteschreiben im Yellowstone-Nationalpark: Er plant eine Reise nach Eggetsbühl bei Wängi, dem Wohnort seiner Urgrosseltern. Foto ZVG Schweizer Revue / Oktober 2025 / Nr.4 12 Gesellschaft
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