Eine wichtige Auffangeinrichtung für Mütter in Not: die Maternité Suisse d’Elne. Stillende Frauen in der Maternité – und im Hintergrund diskret die Schweizer Flagge. und Kinder eine unverhoffte Hilfe. Der Zufluchtsort bot entwurzelten und ausgegrenzten Frauen eine Oase des Friedens und Unterstützung, damit sie ihre Mutterschaft meistern konnten. Einige Schwangerschaften waren die Folge einer Vergewaltigung, und die damit verbundenen psychischen Folgen erschwerten die Betreuung zusätzlich. Viele Frauen kamen in einem stark geschwächten Zustand in der Entbindungsklinik an, manchmal mit kleinen und kranken Kindern im Schlepptau, was das Stillen erheblich erschwerte. Doch unter den Frauen herrschte Solidarität, und zahlreiche Babys konnten schliesslich von anderen Müttern gestillt und gerettet werden. Kaum waren die Mütter wieder auf den Beinen, mussten sie in die Lager zurückkehren. Elisabeth Eidenbenz jedoch wollte so viele Frauen und Kinder wie möglich vor diesem Schicksal bewahren und versuchte, ihnen eine Arbeit entweder im Schloss oder in einer anderen Schweizer Hilfseinrichtung zu verschaffen. An Ostern 1944 forderte die Gestapo die Entbindungsklinik auf, die Einrichtung innerhalb von drei Tagen zu räumen. Dann setzte sie die endgültige Schliessung des Betriebs durch. Auszeichnungen und Ehrungen Elisabeth Eidenbenz wurden zahlreiche Auszeichnungen verliehen, darunter 2002 vom Staat Israel, der sie als «Gerechte unter den Völkern» ehrte. 2006 überreichte der spanische Staat ihr das Goldene Ehrenkreuz des Ordens für soziale Solidarität, im selben Jahr erhielt sie von der katalanischen Regierung den Kulturpreis «Creu de Sant Jordi» und 2007 von der französischen Regierung den Orden der Ehrenlegion. Alle ihre Auszeichnungen und Ehrungen widmete Elisabeth einer jüdischen Frau namens Lucie, die ein totes Kind zur Welt gebracht hatte und in der Entbindungsklinik geblieben war, um Babys zu stillen, deren Mütter dazu nicht in der Lage waren. 1943 wurde Lucie von der Gestapo verhaftet. Bisher wurde Elisabeth Eidenbenz in der Schweiz kaum gewürdigt. Obwohl sie sich um alle Frauen in Not kümmerte und sie unabhängig von ihrer Herkunft oder Konfession bei sich aufnahm, ist ihre Lebensgeschichte wenig bekannt und bis heute wurde sie von ihrem eigenen Land nicht für ihr Schaffen geehrt. In den letzten Jahren ihres Lebens wohnte Elisabeth bei einer Freundin in Österreich. 2008 kehrte sie nach Zürich zurück, wo sie 2011 verstarb. Die Entbindungsklinik heute Der historischen Stätte, die zu einem Museum umgebaut und 2013 unter Denkmalschutz gestellt wurde, mangelt es derzeit leider an finanziellen Mitteln. Wie Nicolas Garcia, der Bürgermeister von Elne, bekannt gab, sind Renovierungsarbeiten in Höhe von 4 Millionen Euro erforderlich. Um diesen Gedenkort zu erhalten, ist es laut Nicolas Garcia unerlässlich, dass die Schweiz die Sanierung des Geländes finanziell unterstützt. 29 Schweizer Revue / Oktober 2025 / Nr.4
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