Der Herbst in der Schweiz von seiner schönsten Seite? Da lässt sich vieles aufzählen. Faulenzen in der Oktobersonne am Waldrand; Boule-Spielen mit guten Freunden und Freundinnen im Stadtpark; Wandern in den Voralpen; Blättern im neuen Theater- und Konzertprogramm; die letzten Tomaten ernten; die ersten Kastanien rösten. – Immer noch nachhallend ist allerdings auch das, was diesen Sommer die Schweiz erschüttert hat. Am 1. August 2025 etwa ging der grösste Knall nicht vom landauf, landab gezündeten Feuerwerk aus, sondern von US-Präsident Donald Trump. Er beschenkte die Schweiz an ihrem Nationalfeiertag mit Warenzöllen von 39 Prozent. In Europa der herausragende Rekordwert. Seither fragt sich die Schweiz, die selber keinerlei Zölle auf US-Waren erhebt, wofür genau sie da bestraft wird. Die Folgen sind noch unabsehbar. Teile der Schweizer Industrie leiden bereits spürbar. Erste Firmen können ihre Mitarbeitenden nicht mehr wie bisher weiterbeschäftigen. Den 1. August hätten viele lieber genutzt, um eine andere, gewaltige Erschütterung gemeinsam zu verarbeiten: den Bergsturz von Blatten, der am 28. Mai 2025 nicht nur ein ganzes Dorf begrub, sondern seither bisherige Gewissheiten erschüttert. Was heisst es fürs Leben in den Bergen, wenn der Permafrost schmilzt und im Extremfall Berggipfel zu Tal stürzen? Was heisst es, wenn solches öfters geschieht? Und was geschieht mit dem Zusammenhalt im Lande, wenn die Menschen von Blatten jetzt vom Wiederaufbau ihres Dorfes reden – und Städterinnen und Städter davon, dass das doch sinnlos sei? Den erschütterten Gewissheiten im Bergtal und dem erschütterten Verhältnis Schweiz–USA gehen wir in dieser «Revue» nach. Ein drittes Thema kommt dazu, das Gewissheiten schaffen oder erschüttern kann: die Ahnenforschung. Die Zahl der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer, die nach ihren Schweizer Wurzeln suchen, ist hoch. Tendenz steigend. Machen sich die Suchenden dabei auch noch gleich auf den Weg in die Schweiz, sind die bewegenden Momente unausweichlich, sagt Ahnenforscher Kurt Münger in unserer Reportage: «Für die Nachfahren ist es eine emotionale Reise zu den eigenen Wurzeln.» MARC LETTAU, CHEFREDAKTOR Eine weitere «Erschütterung» beschäftigt uns: Der Bund hat angekündigt, Subventionen zu kürzen – auch bei der ASO. Unsere Möglichkeiten, die gedruckte «Schweizer Revue» weiterhin kostenlos zu versenden, werden eng. Spenden aus der Leserschaft sind deshalb wichtiger denn je. Setzen Sie ein Zeichen und zeigen Sie Solidarität mit der «Schweizer Revue»! Mehr dazu auf Seite 33. 4 Schwerpunkt Der Bergsturz von Blatten erschüttert Gewissheiten zum Leben in den Bergen 9 Nachrichten Trumps Zölle von 39 Prozent wirken wie eine Strafe: aber eine Strafe wofür? 10 Gesellschaft Wer nach Ahnen in der Schweiz forscht, begibt sich auf eine emotionale Reise Der Bundesrat will Schweizer Eltern die Adoption ausländischer Kinder verbieten 16 Reportage Bis 1925 blieb in Graubünden das Auto- fahren verboten – mit kuriosen Folgen Nachrichten aus Ihrer Region 20 Politik Eine Erbschaftssteuer für Superreiche? Darüber entscheidet bald das Volk Der Preis steigt und steigt: Der Kauf neuer Kampfjets ist ein Kostendebakel 24 Tourismus Weil Airbnb die Mieter aus dem Quartier verdrängt, geben Städte Gegensteuer 28 Aus dem Bundeshaus Sie steht fürs humanitäre Wirken in der Fünften Schweiz: Elisabeth Eidenbenz 31 SwissCommunity Ein Meinungsbeitrag zur aktuellen Spardebatte: Swissinfo unter Druck Die SwissCommunity Days 2025 waren ein neues Format des Austausches 1/800 000: Susanne Mueller aus den USA legt ein weiteres Puzzle-Teilchen Erschütterungen Titelbild: Steinschlag-Warnschild in den Schweizer Alpen. Foto Keystone (Val dal Botsch), Bildmontage Joseph Haas Herausgeberin der «Schweizer Revue», des Informationsmagazins für die Fünfte Schweiz, ist die Auslandschweizer-Organisation. Flugblatt der Autogegner in Graubünden, 1925 Schweizer Revue / Oktober 2025 / Nr.4 3 Editorial Inhalt Hier spenden
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