Schweizer Revue 4/2025

SwissCommunity mationsbedürfnisse der Community sind damit nicht abgedeckt. «Das hat mit unserer Lebensrealität oft wenig zu tun», sagte mir kürzlich eine Auslandschweizerin. Wer das politische Geschehen aus der Distanz verfolgt, braucht Kontext, Einordnung und eine kompakte Schweizer Gesamtsicht. Swissinfo liefert dies genau dort, wo nötig, und ermöglicht den Auslandschweizern, ihre politischen Rechte gut informiert auszuüben: Tägliche Nachrichten-Briefings, Austausch und Vernetzung in einer Community mit eigenen Perspektiven, Sorgen und Bedürfnissen – all das ist einzigartig als Medienangebot, aber kein Luxus, sondern Notwendigkeit. Ein Kanton ohne Medien? Ein Kanton ohne Medienangebot wäre heute demokratiepolitisch undenkbar. Die 830 000 Auslandschweizer bilden den viertgrössten «Kanton» der Schweiz. Auch wenn es mit der künstlichen Intelligenz technische Möglichkeiten gibt, macht ein Übersetzungsbutton aus einer Nachrichtensendung keine verständliche Berichterstattung für Menschen, die seit Jahrzehnten im Ausland leben oder aufgewachsen sind und den roten Pass besitzen. Swissinfo übersetzt nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell und politisch. Diese Brückenfunktion fällt weg, wenn Inhalte zwar technisch verfügbar, aber nicht eingeordnet werden. Und kommerzielle, private Medien können diese Aufgabe nicht übernehmen. Die Auslandschweiz ist Teil der demokratischen Vielfalt der Schweiz. Sie braucht starke Medien wie Swissinfo und die von der ASO herausgegebene «Schweizer Revue» – nicht nur im Moment öffentlicher Empörung, sondern dauerhaft. Diese Aspekte wurden im Entlastungspaket 27 zu wenig berücksichtigt. Die Politik kann diesen Kurs im Herbst im Parlament wieder korrigieren. kerte Auslandsangebot steht unter massivem politischem Druck: Der Bundesrat plant, im Entlastungspaket ab 2027 die Bundessubventionen für das internationale Angebot der SRG vollständig zu streichen. Das käme einer Halbierung des Budgets gleich – mit Folgen für die mediale Grundversorgung der Auslandschweiz wie für die Präsenz und Souveränität der global vernetzten Schweiz. Lebensrealität statt Quotenhit Swissinfo ist demokratisches Werkzeug für die Schweiz. Auswanderer-Geschichten sorgen für Quotenhits im Inland, doch die InforSollten Auslandschweizer mehr politischen Einfluss haben? Diese Frage ist auf der DialogPlattform der SRG kontrovers diskutiert worden: «Ja, gebt ihnen mehr Mitspracherecht. Menschen, die in verschiedenen Ländern gelebt haben, sind viel klüger. Sie haben ein besseres Verständnis für verschiedene Kulturen und dafür, wo die Welt zu einem bestimmten Zeitpunkt steht.» Aber auch: «Meiner Ansicht nach sollten Leute, die das Land mehr als ein Jahr verlassen, bis zur eventuellen Rückkehr hier nicht mehr abstimmen dürfen.» Als Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer wissen Sie, dass Sie im Inland aufgrund Ihrer Rechte polarisieren. Dabei geht es oft um haltlose «Schmarotzer»-Vorwürfe, Sozialhilfe und die steigende Anzahl der Auslandschweizer, um politische Macht und Abstimmungsresultate. Fern der Heimat, politisch stimmberechtigt – das provoziert Fragen zur Zugehörigkeit, zur Gerechtigkeit, zur Solidarität. In solch emotionalisierten Debatten rückt die Auslandschweiz vermehrt in den Fokus von Medien und Politik. Bundesrat möchte Halbierung des Angebots fürs Ausland Umso wichtiger ist eine beständige und sachliche Berichterstattung, nicht nur über, sondern für Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer – differenziert, einordnend und im Dialog. Dieser Informationsauftrag ist im Gesetz verankert. 1935 als «Schweizer Radio International» gegründet, tut Swissinfo dies heute als digitales Angebot in zehn Sprachen. Mit rund 45 Mio. Website-Besuchen pro Jahr, in Krisenzeiten deutlich mehr. Warum dies demokratiepolitisch bedeutend ist? Auslandschweizer sind von politischen Entscheiden oft anders betroffen als Schweizerinnen und Schweizer im Inland. Schafft man die Kinderrenten ab, werden Härtefälle in der Schweiz durch Ergänzungsleistungen abgefedert. Im Ausland nicht, es gibt dort keine Ergänzungsleistungen. Und wenn Auslandschweizer anders abstimmen, verdient das im Inland Aufmerksamkeit. Doch dieses bewährte und gesetzlich veranSwissinfo unter Druck: Eine Frage des politischen Willens Ein Meinungsbeitrag von Larissa M. Bieler, Swissinfo «Die 830000 Auslandschweizer bilden den viertgrössten ‹Kanton›. Die Auslandschweiz braucht starke Medien wie Swissinfo und die Schweizer Revue» Larissa Margot Bieler, die in diesem Meinungsbeitrag aus Sicht von Swissinfo zur aktuellen Spar- und Leistungsabbaudebatte Stellung nimmt, ist Direktorin Swissinfo und Mitglied der Geschäftsleitung der SRG 31 Schweizer Revue / Oktober 2025 / Nr.4

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