Schweizer Revue 1/2020

Schweizer Revue / Januar 2020 / Nr.1 21 zerinnen gemäss Bundesgesetz über das Verbot der Grup- pierungen «Al-Qaïda» und «Islamischer Staat» belangt wer- den können. Eine Lösung für Schweizer Behörden besteht darin, Doppelbürgerinnen den Schweizer Pass zu entzie- hen. Ein solches Verfahren läuft zurzeit gegen eine Schwei- zer Doppelbürgerin aus Genf, die in Syrien zusammenmit ihrem Kind eingesperrt ist. Im September entzog die Schweiz einemDoppelbürger den Pass, der vor zwei Jahren wegen Beihilfe bei der Einreise zweier Kämpfer in die irakisch-syrische Kriegszone zu einer Gefängnisstrafe ver- urteilt wurde. Frauen von IS-Kämp- fern warten im über- füllten syrischen Flüchtlingslager Al-Hol mit ihren Kin- dern auf die Deporta- tion in ein anderes Camp oder auf die Zusammenführung mit Angehörigen. Foto Keystone, Juni 2019 wortung der Mutter liegt». «Bisher sind Kindsrückfüh­ rungen daran gescheitert, dass ihre Mütter sie nicht allein gehen lassen wollten», erklärt das EDA. Die Präsidentin von Anwälte ohne Grenzen, Saskia Ditisheim, beurteilt diese Position als «unhaltbar und ge- fährlich». Sie unterstreicht, dass «die Radikalisierung und der Anschluss an den IS bei einigen der in Syrien festge­ haltenen Schweizerinnen und Schweizern in der Schweiz erfolgte». Laut dieser Anwältin könnte die Schweiz durch die Rückführungennur gewinnen, «insbesondere aufgrund der Informationen, die diese Rückkehrer an die Behörden weitergeben könnten». Sie setzt sich für die sofortige Repa- triierung von Schweizerinnen, die selbst keine Kämpferin- nen sind, und ihrer Kinder ein. Jean-Paul Rouiller ist sich bewusst, dass «die Frage der Kinder die Schweiz ebensowie andere Staaten auf ethischer Ebene betrifft». Er verlangt jedoch, dass die Frage vertieft betrachtet wird. Der Experte erinnert daran, dass der IS Kinder ab 6 Jahren beeinflusst und TausendeMinderjährige rekrutiert hat. «Minderjährige, die Verbrechen begangen haben, müssen verurteilt werden, bleiben jedoch trotzdem Opfer», fasst Mehmet Balci zusammen. Kinder dürfen nur als letztes Mittel eingesperrt werden, präzisiert das IKRK. Und die Frauen? Der Verantwortliche der Terrorism Joint Analysis Group amGCSP erinnert daran, dass Schwei- Zeitweilen waren im syrischen Camp Al-Hol über 70 000 Angehörige des IS interniert, unter ihnen Zehntausende Frauen und Kinder. Foto Keystone, März 2019

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