Schweizer Revue 4/2020

Schweizer Revue / Juli 2020 / Nr.4 31 Sommaruga ruft den Klimaschutz in Erinnerung Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga forderte im Juni, der Klima- und Naturschutz gehöre «wieder zuoberst» auf die politische Agenda. Die Klimakrise sei nämlich wegen der Corona-Pandemie keineswegs verschwunden. Das Leben, insbesondere jenes unserer Nachkommen, hänge entscheidend davon ab, «ob wir jetzt die richtigen Mass­ nahmen treffen», sagte Simonetta Sommaruga. (MUL) Parlament beschliesst Klimasteuer auf Flugtickets Fliegen wird teurer. Denn: Das Schweizer Parlament hat im Juni die Einführung einer Abgabe auf Flugtickets be­ schlossen. Tickets werden je nach Klasse und Reisedistanz um 30 bis 120 Franken verteuert. Es handelt sich um eine klimapolitische Lenkungsabgabe: Wer nicht fliegt, profi- tiert von der Neuerung, dennmehr als die Hälfte der neuen Einnahmen soll an die Bevölkerung zurückerstattet wer- den. Zusätzlich wird ein neuer Klimafonds geäufnet. Vor den Wahlen im Herbst 2019 war die Flugticketabgabe im Parlament noch chancenlos. Der nun gefällte Entscheid ist somit Ausdruck eines Stimmungswandels. (MUL) Der Bundesrat will Postfinance aufwerten Postfinance zählt zu den wichtigsten Finanzinstituten der Schweiz. Aber das Unternehmen, zu 100 Prozent imBe- sitz der Eidgenossenschaft, darf keine Kredite gewähren. Deshalb wird es für Postfinance zunehmend schwierig, Gewinne zu erwirtschaften. Nun schlägt der Bundesrat vor, Postfinance teilweise zu privatisieren und mit gewissen Einschränkungen den Zugang zum Kredit- und Hypothe- kargeschäft zu gewähren. Definitiv entschieden ist noch nichts. Bis im September 2020 können Parteien und Inter- essenvertreter ihreMeinung zumVorschlag der Regierung einbringen. (MUL) Die «Ehe für alle» nimmt wichtige politische Hürde Homosexuelle Paare sollen in der Schweiz heiraten dürfen. So will es der Nationalrat. Er hat sich im Juni nach rund sieben Jahren Vorbereitungszeit überraschend klar für die sogenannte «Ehe für alle» ausgesprochen. Er sagte auch Ja zur umstrittenen Samenspende für lesbische Paare. Der Nationalrat vertritt somit eine gesellschaftspolitisch pro- gressivere Position als noch vor denWahlen 2019. (MUL) Littering à la Suisse: Wer lässt kiloweise Gold liegen? Waren Sie im Oktober 2019 zufällig in der Schweiz und haben im Zug von St. Gallen nach Luzern ein Paket voller Goldbarren achtlos liegen lassen? Die Luzerner Polizei rät- selt seit Monaten, wem der rund 180000 Franken teure Schatz gehören könnte. Die bisherige Suche nach dem Eigentümer oder der Eigentümerin blieb erfolglos, weshalb sich die Polizei jetzt an die Öffentlichkeit wandte. (MUL) Daniel Koch Jede Krise bringt ihre Figuren hervor. In der Schweiz war es ein ge- wisser Daniel Koch. Bevor das Corona-Virus das Land heimsuchte, kannte kaum jemand den Chefbeamten im Bundesamt für Gesund- heit. Dort war er seit Jahren für übertragbare Krankheiten zuständig. Nun aber begleitete Koch die Schweizerinnen und Schweizer fast täg- lich durch die Epidemie. Zehntausende verfolgten amFernsehen und auf Youtube die Medienkonferenzen der Landesregierung, an denen der kahlköpfige Mediziner stets präsent war. Wenn er das Wort er- hielt, erläuterte er ruhig die Fakten. Komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge stellte er verständlich dar. Geduldig beantwortete er aufgeregte Journalistenfragen, ab und zu blitzte trockener Humor auf. Der bedächtige Ton und die bescheidene Art kamen in der Bevöl- kerung gut an. Koch wurde zum Angstlöser, zur Vertrauensperson, ja zur Kultfigur. Aus Porträts erfuhr man, dass er einst als Arzt in Kriegsgebieten tätig war. Dass er als Hobby durchs Gelände joggt, gezogen von seinen zwei Hunden – die Schweiz weiss jetzt, was Canicross ist. Vereinzelte Fehleinschätzungen verzieh ihm das Pub- likum. Schon fast stur bezweifelte er die Wirksamkeit von Gesichts- masken, doch das hörten die freien Schweizer noch so gerne. Ende Mai, als das Land aus demGröbsten raus war, ging «Mister Corona» in Rente. Einen Monat später als geplant. Sein politischer Vorgesetzter, Gesundheitsminister Alain Berset, verabschiedete ihn öffentlichmit warmen Worten. In den sozialen Medien, wo sonst Groll und Häme vorherrschen, dankten die Leute dem65-Jährigen für seinen Einsatz. Bereits plant einVerlag ein Buchprojekt über den Staatsdiener, es soll im Spätsommer erscheinen. SUSANNE WENGER Herausgepickt Nachrichten

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