Schweizer Revue 2/2021

Schweizer Revue / April 2021 / Nr.2 16 Reupborirktage schenprodukt des Hofs ist jedoch das Fleisch des RhätischenGrauviehs, das für etwa 30 Prozent des Umsatzes sorgt. Seit 2018 verfügt Georg Blunier über die Bewilligung, seine Kälber auf demHof zu schlachten – eine Premiere in der Schweiz. Die Tiere werden vor Ort von einem Metzger getötet und ausgeblutet. So bleibt der Stress des Transports zum Schlachthof aus. Die hiesigenKälber bleiben zwölf Monate lang bei denMutterkühenundwerden imAlter von zwei Jahren geschlachtet. Die Fleischpakete werden direkt zu den Kunden nach Hause geliefert. Ein Hof für männliche Küken Etwas weiter unten am Rhein liegt Malans mit seinen Weinbergen. Hier hat sich der Schnee bereits aus den Obstgärten zurückgezogen. Valérie Cavin, eine in Zürich aufgewachsene Waadtländerin, und ihr Bündner Part- ner Roman Clavadetscher bewirt- schaften hier eine halbe Hektare Re- ben. Ihr Pinot noir aus Bioanbau ist gefragt. Das eigentliche Nischenpro- dukt sind jedoch die männlichen Kü- ken. Diese werden hier nicht gleich wie üblich nach dem Schlüpfen getö- tet, sondern zusammenmit denWeib- chen in vier kleinen, mobilen Ställen für insgesamt 500 Tiere aufgezogen. «Restaurants kaufen uns die Hähn- chen ab, weil sie ihren Kundinnen undKunden eine Geschichte zu ihren Speisen bieten wollen. Andere Konsu- mentinnen undKonsumenten kaufen sie aus ethischenGründen und bezah- len einen höheren Preis für unsere Eier, umdie Aufzucht finanziell zu un- terstützen», sagt Valérie Cavin. Eine weitere Nische ist der Anbau von Bioknoblauch, der viel Handarbeit er- fordert. 2020 produzierte der Hof drei Tonnen davon. Nur 10 Prozent der Ein- künfte kämen aus öffentlichen Sub- ventionen, sagt die Landwirtin, die ge- nau wie ihr Mann über ein Diplom in Agronomie verfügt. Beide sind weiter- hin ausserhalb ihres Betriebs erwerbs- tätig, sie als Lehrerin für Landwirt- schaft, er als Berater für Biobetriebe. «Diese Entscheidung gibt uns mehr Freiheit und Sicherheit, etwa wenn unsere Kartoffeln demFrost erliegen», meint Valérie Cavin. Getragen von der Unterstützung durch den Bund breitet sich die Biobe- wegung von Tal zu Tal aus. «DieWahl, zu diesemAnsatz überzugehen, bleibt jedoch eine Herzensentscheidung», sagt Claudio Gregori. Aber eine Beob- achtung teilten die Bündner Biobäue- rinnen und -bauern: Biologisch kulti- vierteBöden seienwiderstandsfähiger Bündner Biolandwirtschaft in Zahlen Ende 2019 zählte der Kanton Graubünden 1291 Biobetriebe – davon 1255 mit dem Bioknospe­ Label – von total 2067 Bauernhöfen. Damit beträgt der Bioanteil 62,5 Prozent. Das ist sowohl prozentual als auch in absoluten Zahlen Schweizer Rekord. Schweizweit beträgt der Bioanteil am Nahrungsmittelmarkt ungefähr 10 Prozent. (SH) und die wahren Kosten der Bioland- wirtschaft tiefer als vermutet, ziehe man auch Folgekosten der von der In- tensivlandwirtschaft verursachten Kostenmit ein. Für Georg Blunierwie- derum ist eines klar: «Letztlich ent- scheidet das Verhalten der Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten darüber, wie schnell dieser Wandel vonstattengeht.» An den sonnigen Hängen von Malans pflegen Valérie Calvin und Roman Clavadetscher ihre Reben. Foto Mayk Wendt © swisstopo Die Visite bei Bündner Biobauern führt auf den Hof Las Sorts und dessen Kartoffel­ äcker im Albulatal, weiter auf den Biohof Dusch bei Paspels, wo Getreide angebaut und Rhätisches Grau­ vieh aufgezogen wird, bis hin zur letzten und nördlichsten Station der «Revue»-Exkursion: Malans mit seinen sonnigen Rebbergen.

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