Schweizer Revue 3/2021

Schweizer Revue / Juni 2021 / Nr.3 31 Adieu Berne! Das Städtchen Moutier verlässt den Kanton Bern und schliesst sich demKanton Jura an. Das ist das Ergebnis der wohl bestüberwachtenAbstimmung, die es in der Schweiz je gab. Der Grund für die Vorsichtsmassnahmen: Die Ab- stimmung vom 28. März 2021 war das womöglich letzte Kapitel eines zuweilen von Gewalt begleiteten Konflikts, der 1977 zur Gründung des Kantons Jura führte. Nach der Kantonsgründung schwelte der Territorialkonflikt zwi- schen denKantonenBern und Juraweiter. Die Abstimmung von Moutier könnte nun das friedliche Ende sein. (MUL) Erst mit 65 in Rente Die staatliche Altersvorsorge der Schweiz, die 1948 einge- führte AHV, ist in finanzieller Schieflage. Der Ständerat hat deshalb imMärz entschieden, das Rentenalter für Frauen von heute 64 auf neu 65 Jahre heraufzusetzen und zugleich dieMehrwertsteuer zu erhöhen. Gleichzeitig stellte er sich gegen die Erhöhung der AHV-Rente für Ehepaare. Abge- schlossen ist das politische Ringen ums Rentenalter und die Reform der AHV damit noch nicht. (MUL) Neues Recht schafft neue Realitäten Eine Ehe soll keine finanzielle «Versicherung» und keine blosse «Vorsorgeinstitution» sein: Diese Sichtweise unter- streicht ein Urteil des Bundesgerichts. Mit seinem am 9. März 2021 publizierten Urteil untermauert es – gestützt aufs neue Scheidungsrecht – ein verändertes Familienbild. Gehe eine Ehe zu Ende, zähle wieder die finanzielle Eigen- verantwortung. Nach einer Scheidung müsse jede und je- der grundsätzlich für sich selbst sorgen, befanden die Rich- ter. Umfassende und langjährige Unterhaltszahlungen sollen demnach die Ausnahme bleiben. (MUL) Abstimmen – dank Diplomatenpost Treffen die Unterlagen nicht rechtzeitig ein, ist es fürs briefliche Abstimmen oft zu spät: Dieses Problem kennen viele in der Fünften Schweiz.Wie Bundesrat Ignazio Cassis in der «Schweizer Revue» 2/2021 ankündigte, wird an der Volksabstimmung vom Juni der Einsatz diplomatischer Kuriere und der Auslandsvertretungen getestet. Nun steht fest, inwelchen drei Ländern das Pilotprojekt durchgeführt wird: in Australien, Brasilien und Thailand. (MUL) Die Schweiz wächst langsamer Im Corona-geprägten Jahr 2020 wurden in der Schweiz 12 Prozent mehr Todesfälle und gleichzeitig weniger Ge- burten registriert. Auch die Zuwanderung lag tiefer. Gleich- wohl ist die Bevölkerung gegenüber 2019 leicht gewachsen, um 0,7 Prozent auf 8667700 Personen. Der Grund: Noch stärker als die Zuwanderung ging die Abwanderung zu- rück, nämlich um 15,6 Prozent. (MUL) Lara Gut-Behrami Dank ihr gehört die stolze Ski-Nation Schweizwieder zurWeltspitze: Lara Gut-Behrami holte im Februar an den Weltmeisterschaften in Italien gleich zwei Gold- und eine Bronzemedaille. Damit erreichte die 30-jährige Tessinerin Historisches und reiht sich in die Galerie legendärer Skirennfahrerinnen wie Erika Hess oder Vreni Schneider ein. Doch so populär wie «Gold-Vreni» in den 1990er-Jahren ist Lara Gut-Behrami nicht. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich die ehr­ geizige Sportlerin in keine Schublade pressen liess – schon gar nicht in diejenige eines herzigen «Ski-Schätzchens». Wenn sie öffentlich Rennbedingungen kritisierte oder Journalisten mit einsilbigen Ant- worten abservierte, galt Lara Gut-Behrami in der medialen Wahr­ nehmung schnell als «schwierig». Für Stirnrunzeln sorgte auch, dass sie mit ihremVater als Privattrainer konsequent eigene Wege ging. Ins grelle Rampenlicht katapultiert worden war die talentierte Juniorin bereits mit knapp 18 Jahren, als sie 2009 an ihrer erstenWM auf Anhieb zwei Silbermedaillen gewann. Während ihrer bisherigen Karriere holte sie über dreissig Weltcupsiege und gewann 2016 als beste Rennfahrerin der Saison die begehrte grosse Kristallkugel. Doch ein Jahr später wurde ihr Höhenflug durch einen Kreuzbandriss jäh gestoppt. Ihr Körper habe die Notbremse gezogen, meinte sie später dazu. Die Zwangspause nutzte sie zur Selbstfindung und zur Klärung der Frage: «Was will ich im Leben, ausser Skifahren?» Eine der Ant- worten gab sie auf demStandesamt. ImSommer 2018 heiratete sie den Fussballer und früheren Schweizer Nationalspieler Valon Behrami. Im Profisportler fand sie einen Seelenverwandten und «meinDaheim». Seither scheint Lara Gut-Behrami die Balance zwischen Erfolg und Leben gefunden zu haben. THEODORA PETER Herausgepickt Nachrichten

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