Schweizer Revue 6/2021

Schweizer Revue / Dezember 2021 / Nr.6 8 Europäischen Union. Die EU investiere acht Milliarden Euro in ein Programmzur Ansiedlung der Rüstungsindustrie: «Schweizer Firmen sind dort jederzeit willkommen.» Mit dem künftigen Exportregime werde es nicht mehr möglich sein, in Länder zu exportieren, die sich an einem bewaffnetenKonflikt beteiligen. «Bei einer zu erwartenden, restriktiven Auslegung könnten auch die USA, Frankreich oder Dänemark nicht mehr beliefert werden», gibt Zoller zu bedenken. Vom Bund erwartet die Branche deshalb Planungssicherheit und ein «deutliches Statement, dass auch weiterhin Exporte an und Kooperation mit befreundeten Nationen möglich sind». Betroffen von den Restriktionen sind Die Schweizer in fremden Heeren Militärisches Knowhow hat in der Schweiz eine lange Tradition. Bis ins 19. Jahrhundert zogen Hunderttausende Eidgenossen für fremde Mächte in den Krieg. Erst mit der Gründung des modernen Bundesstaates wurde das Söldnertum eingeschränkt. Lange wollten die alten Eidgenossen noch selber fremde Ländereien erobern. Dies änderte sich 1515 mit der Schlacht von Marignano. Die Eidgenossen verloren den Krieg um das Grossherzogtum Mailand und mussten die eigenen Expansionsgelüste begraben. Statt als Soldaten fürs eigene Land zu kämpfen, war es den Bauernsöhnen fortan erlaubt, jederzeit auch in fremde Kriege zu ziehen. Das Söldnerwesen erlebte seine Blütezeit zwischen dem 15. und dem 18. Jahrhundert. Der Dienst in fremden Heeren war lange Zeit der zweitwichtigste Wirtschaftszweig der Schweiz – nach der Landwirtschaft. Schweizer Offiziere rekrutierten die Bauern und organisierten sie in sogenannten Regimentern. Diese kämpften unter anderem für Frankreich, Spanien, Österreich, Savoyen, Ungarn oder die Niederlande. Noch bis heute im Einsatz steht die Schweizergarde imVatikan, die seit dem frühen 16. Jahrhundert für die Sicherheit des Papstes zuständig ist. Flucht vor Armut und Abenteuergeist Mit der Gründung des Bundesstaates 1848wurde der Solddienst für fremde Mächte zunehmend eingeschränkt. Doch die französische Fremdenlegion rekrutierte weiterhin Zehntausende als Söldner. Zwar verbot die Schweiz 1859 die Werbung für solche Dienste, eine Anstellung blieb aber bis in die 1920er-Jahre weiterhin erlaubt. Auch andere Kolonialmächte wie die Niederlande setzten auf Schweizer Söldner. So kämpften laut dem Historiker PhilippKrauer zwischen 1815 und 1914 rund 7600 helvetische Söldner in der niederländischen Kolonialarmee auf demGebiet des heutigen Indonesiens. Krauer erforscht derenGeschichte im 0 200 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 400 600 800 Entwicklung der Schweizer Kriegsmaterialexporte von 2010 - 2020 in Mio. CHF

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