Schweizer Revue 1/2022

Schweizer Revue / Februar 2022 / Nr.1 16 Politik Schweizer Zahlen Lärmige Städte, leere Hotelbetten 60 Die lärmigste Stadt der Schweiz ist Genf. Dort werden 33 Prozent aller Wohnungen mit über 60 Dezibel beschallt. Das ist so laut, als hätte man einen ständig laufenden Rasenmäher vor der Haustür. Am zweit- und drittlärmigsten sind Lugano und Lausanne. Weniger lärmig ist es in den Städten der Deutschschweiz. Schon fast verdächtig ruhig ist es in Bern. Dort sind nur 4,6 Prozent der Wohnungen stark lärmbelastet. 279248 Wer unter Lärm leidet, braucht Erholung. Dazu ein Gedankenexperiment! Falls ein Jahr lang alle Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz Lust auf Ferien in einem Schweizer Hotel hätten: Würde der Platz überhaupt für alle ausreichen? Die Antwort: Die insgesamt 279 248 Betten der Schweizer Hotels genügten, um jedem und jeder fast zwei Wochen Hotelferien zu garantieren. 72 Die Hotels hätten sicher Freude an der riesigen Gästeschar aus dem eigenen Land. Ihnen fehlen derzeit die Gäste aus dem Ausland. 2020 lag die Zimmerauslastung bei 28 Prozent. 72 Prozent der Zimmer standen im Schnitt leer. So wenige Übernachtungen wie 2020 verzeichnete die Schweizer Tourismusindustrie zuletzt in den 1950er-Jahren. 11:1 Mehr Ferien im eigenen Land trügen wohl zu mehr Verständnis zwischen Stadt und Land bei. Der oft beklagte Stadt-Land-Graben würde kleiner. Die Kritik vom Lande: Die arroganten Städte geben politisch immer mehr den Tarif durch. Das wurde jetzt untersucht. Die wundersame Erkenntnis: Bei den letzten zwölf umstrittenen Volksinitativen setzte sich «das Land» elfmal durch, die Städte nur einmal. Als wahr erwies sich das Gegenteil des Vorurteils. 41 Kann man in dieser Rubrik auch etwas zum Alltag der «Schweizer Revue» sagen? Wir probieren es: 2020 brach in der Schweiz der Luftfrachttransport ein. Im April 2020 betrug der Rückgang 68%, im Jahresmittel 41%. Besonders betroffen waren Postsendungen, denn diese werden im Unterdeck von Passagierflugzeugen befördert. Stehen diese am Boden, verspätet sich die Post um Tage, Wochen, manchmal Monate. Wir wissen es: Sie haben dies durchaus gemerkt. ZUSAMMENSTELLUNG: MUL ebenfalls Zeit brauchen werde. «Wenn dieser erste, unbestrittene Teil optimal läuft, dann kann er in zwei, drei Jahren in Kraft treten.» Kritische Stimmen sind im bürgerlichen Lager zu hören. FDP-Nationalrat Matthias Jauslin (AG) gibt zu bedenken, dass das Parlament Kompromisse eingegangen sei, um die Initiantinnen und Initianten zu einem Rückzug zu bewegen. Diese Beschlüsse seien nun wieder in Frage gestellt. «Der Gesetzgebungsprozess fängt jetzt noch einmal an.» Laut Initiativtext haben die beiden Kammern dafür vier Jahre Zeit. Tarife und Personalfragen sind umstritten Was dem Bundesrat beim zweigleisigen Vorgehen bliebe: Er müsste die weiteren Forderungen innerhalb von 18 Monaten konkretisieren und insbesondere aufzeigen, wie erreicht werden kann, dass die Pflegenden in ihrem Alltag zufriedener sind und länger imBeruf bleiben. Er wird sich etwa mit den Löhnen und den Zuschlägen für die Nacht- und Sonntagsarbeit befassen müssen, sowie mit dem Personalschlüssel, also der Festlegung der Zahl der Pflegenden auf eine bestimmte Zahl von Patienten. In diesen Bereichen mehrheitsfähige Lösungen zu finden, dürfte nicht einfach werden. «Wir werden den Druck hochhalten», kündigt Yvonne Ribi an. Das Komiteewerde nicht zulassen, dass die Initiative in der politischenDebatte verwässert werde. Die Gegnerschaft verspricht ihrerseits, die Kosten im Blick zu behalten. Diese dürften sich nicht ausweiten, was das Ja-Lager imAbstimmungskampf zugesichert habe. Die Stimme der Kantone Wann und wie das Volksbegehren in der Praxis Wirkung entfaltenwird, hängt aber nicht allein vomBund ab. Er hat lediglich die Kompetenz, Leitlinien vorzugeben. Für die Umsetzung sind die Kantone und teilweise die Gemeinden zuständig. Diese föderale Struktur erschwert es, Reformen rasch und einheitlich umzusetzen. Bis die Pflegenden in ihrem Berufsalltag Veränderungen wahrnehmen werden, dürfte es daher noch ein paar Jahre dauern. Gesundheitsminister Alain Berset wertet das deutliche Ja als Zeichen der Wertschätzung und des Dankes ans Pflegepersonal. Foto Keystone

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