Schweizer Revue 2/2022

Schweizer Revue / April 2022 / Nr.2 31 Die Erhöhung des Rentenalters ist sehr umstritten Umdas Schweizer Rentensystem (AHV) zu sichern, wollen Bundesrat und Parlamentsmehrheit die Mehrwertsteuer und das Rentenalter für Frauen von 64 auf 65 Jahre erhöhen. Insbesondere die Erhöhung des Rentenalters ist heftig umstritten, zumal weitere Erhöhungsschritte angedacht sind. Nun ist klar, dass es zu einer Volksabstimmung über die neuerliche AHV-Reformkommt: Einembreiten Bündnis ist es gelungen, innert kürzester Zeit genügend Unterschriften zu sammeln, um eine Referendumsabstimmung zu erzwingen. Zur Abstimmung gelangt das AHV-Referendum voraussichtlich imHerbst 2022. (MUL) FDP entdeckt aufs Neue die Atomenergie Die liberale FDP hat sich an ihremParteitag für neue Atomkraftwerke ausgesprochen, allerdings mit einigen Wenn und Aber. Der neue Parteipräsident Thierry Burkhart betonte, die FDP verlange nicht den raschen Bau neuer Atomkraftwerke. Hingegen seien die Voraussetzungen für den Bau von AKW der neuen Generation zu schaffen. Die FDP nimmt damit eine noch gar nicht verfügbare Technologie in ihre Energiepolitik auf. Trotz der wenig konkreten Formel kommt der Entscheid einer Kurskorrektur der FDP- Energiepolitik gleich. Burkharts Vorgängerin Petra Gössi betrachtete den Atomausstieg noch als gesetzt. (MUL) Die rechtsextremste Partei der Schweiz gibt auf Die «Partei national orientierter Schweizer» (PNOS) gab im Februar ihre Auflösung bekannt. Die im Jahr 2000 gegründete PNOS wurde vom Bundesamt für Polizei bereits 2001 als rechtsextreme Organisation eingestuft. Die Auflösung der Partei dürfte nicht gleichbedeutendmit der Auflösung der rechtsextremen Szene sein. Laut PNOS-Präsident Florian Gerber befinde sich ein «konkretes Projekt von nationaler Prägung» bereits im Aufbau. Zuletzt traten Rechtsextremisten verschiedentlich an Demonstrationen gegen die behördlichen Corona-Massnahmen auf. Vereinzelt haben sie dieseDemonstrationen auch angeführt. (MUL) Winterliche Edelmetallsammlung Von den Olympischen Winterspielen in Peking kehrte die Schweizer Delegationmit siebenGoldmedaillen heim. Beat Feuz und Corinne Suter krönten ihre Karrieren mit Gold in der Abfahrt; Lara Gut-Behrami war imSuper G siegreich, Michelle Gisin in der AlpinenKombination; Gold sicherten sich zudem der Riesenslalom-Spezialist Marco Odermatt, Mathilde Gremaud im Freeski-Slopestyle und Ryan Regez. im Ski Cross. Vervollständigt wurde die Pekinger Edelmetallsammlung der Schweizer Delegation durch zwei Silber- und sechs Bronzemedaillen. (MUL) Pierin Vincenz Ist das Wohl der Schweiz direkt mit demWohl der Banken verbunden?Wenn ja, gibt es Grund zur Beunruhigung, denn einige der grössten Schweizer Banken scheinen derzeit von einermysteriösenKrankheit befallen zu sein. Das Syndrom bewirkt den Niedergang ihrer Manager: 2020musste Tidjane Thiam, CEOder Credit Suisse, vor dem Hintergrund einer Beschattungsaffäre, seinen Rücktritt einreichen. Im Januar folgt der Abgang von António Horta-Osório, Präsident derselben Bank. Er muss gehen, weil er sich – als selbsterklärter Saubermann – über Corona-Regeln hinweggesetzt hatte. Und jetzt ist der Bündner Goldjunge Pierin Vincenz an der Reihe. Ihm, dem ehemaligen Direktor der Raiffeisen-Bank, wird derzeit der Prozess gemacht. Dabei scheint es, dass Vincenz durchaus Sympathien entgegenfliegen. Die Presse berichtet amüsiert über seine Touren durch Stripclubs auf Geschäftskosten. Er soll in einer wilden Nacht mit einemCallgirl ein Hotelzimmer verwüstet haben. Man stellte sich die Bankenwelt zuweilen grau vor. Mit Vincenz erhält sie einen Hauch Rock ’n ’Roll. Im Prozess sind Pierin Vincenz und sein Compagnon Beat Stocker die Hauptangeklagten. Die Anklage umfasst Anschuldigungen wegen gewerbsmässigemBetrug, ungetreuer Geschäftsführung, Urkundenfälschung und Bestechlichkeit. Unabhängig vom Urteil wird der Bündner nicht ans Steuer zurückkehren. Wie hoch liegen eigentlich die Kosten dieser Instabilität des Banken-Establishments? Niemand kann es sagen. Immerhin eine Zahl dazu: Seit 2008musste die Credit Suisse laut Schätzungen der Zeitung «Le Temps» allein an die Vereinigten Staaten mehr als 15 Milliarden Dollar Prozesskosten und Bussen bezahlen. Vielleicht ist die Zeit für ein «Aggiornamento» gekommen, wie man in der Bankensprache sagt. STÉPHANE HERZOG Herausgepickt Nachrichten

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