Schweizer Revue 5/2022

Nationalbank mit 100 Milliarden Franken Verlust Die Schweizerische Nationalbank (SNB) weist im ersten Halbjahr 2022 einen Verlust von fast 100 Milliarden Franken aus. Es handelt sich um den grössten Verlust der SNB in ihrer über 100-jährigen Geschichte. Ursache des von Experten erwarteten Tauchers sind vor allem Kursverluste auf Aktien und Zinspapieren. Sorge bereitet der Verlust insbesondere den Kantonen und dem Bund, denn ein Teil der SNB-Gewinne wird jeweils an sie ausgeschüttet. Noch ist unklar, was der Rekordverlust für die erhofften Ausschüttungen heisst. (MUL) Schwieriger Kampf gegen Kampfjet Das Schweizer Militär will in den USA für sechs Milliarden neue Kampfjets des Typs Lockheed Martin F-35 beschaffen. Doch eine Mitte August von 103000 Personen unterzeichnete Volksinitiative will dies verhindern. Der von der Behörde ausgewählte Jet sei ungeeignet und zu teuer, finden die Initiant:innen. Das Volksbegehren bringt den Bundesrat in die Zwickmühle, denn die Kaufofferte der US-Regierung ist nur noch bis Ende März 2023 gültig. Bis dahin die Initiative vors Volk zu bringen, ist angesichts der in der Schweiz gängigen Fristen aber kaum möglich. Die Initiative überhaupt nicht zur Abstimmung zu bringen, wäre aber demokratiepolitisch problematisch. (MUL) Vierte Absage in Folge des Genfer Autosalons Der Autosalon Genf wird auch 2023 nicht stattfinden. Er wurde damit bereits zum vierten Mal in Folge abgesagt. Erst zwang die Corona-Pandemie zu Absagen. Jetzt argumentieren Organisatoren mit der Weltwirtschaftslage und geopolitischen Unsicherheiten. Ob die Messe, die jeweils weit über eine halbe Million Besucher:innen anlockte, noch eine Zukunft hat, wird immer ungewisser. Zu kämpfen hat der Salon auch, weil der Klimawandel die Wahrnehmung des Statusobjekts Auto verändert: Es steht nicht mehr nur für die grosse persönliche Freiheit. (MUL) Fischsterben in Schweizer Flüssen Die anhaltend sehr hohen Temperaturen führen in der Schweiz zu ausgetrockneten Flüssen und erwärmten Seen. Die Folge ist ein Fischsterben von «historischem Ausmass», wie der Schweizerische Fischerei-Verband Mitte August warnend sagte. Wassertemperaturen von über 25 Grad werden für viele in der Schweiz heimischen Fische – etwa die Forelle – lebensbedrohlich. (MUL) Kambundji ersprintet EM-Gold über 200 Meter «Sprinterin Mujinga Kambundji greift nach den Sternen»: So titelte die «Schweizer Revue» in ihrer Juli-Ausgabe. Inzwischen hat die 30-jährige Bernerin eine weitere Sternstunde erlebt: Sie gewann im August an den LeichtathletikEuropameisterschaften in München Gold über 200 Meter. Zuvor holte sie sich über 100 Meter mit hauchdünnem Rückstand Silber. Der «Neuen Zürcher Zeitung» sagte die Sympathieträgerin im Interview, sie könne noch etwas schneller werden: «Ich kann das toppen.» (MUL) Louis Nusbaumer alias Ara Sein Pfadiname ist Ara. Warum? Daran kann sich Louis Nusbaumer nicht mehr erinnern. Er sei mit 7 Jahren Wolf geworden, erklärt der 21-jährige Geografie- und Umweltwissenschaftsstudent. Ara ist Leiter bei den 15- bis 17-jährigen Pios in der jurassischen Pfadigruppe Saint-Michel aus Delémont. Wie Tausende andere Pfadfinder arbeitete er am BuLa mit, dem Bundeslager der Schweizer Pfadfinderbewegung, das im Gomsertal (VS) stattgefunden hat. Ara war bereits vor der Eröffnung mit den Pios-Verantwortlichen aus den Kantonen Jura und Bern vor Ort. Die Delegation errichtete im Lager einen Turm aus Baumstämmen. «Die Aussicht war schön. Wir knüpften vier Planen zusammen und verwendeten sie als Dach», erzählt er. Die Pios halfen unter anderem auch beim Bau eines riesigen Baumhauses mit. Sie bewegten sich frei unter den 30000 Pfadis im gigantischen Lager. Nur zwei Regeln gab es zu befolgen: Zusammenbleiben und per Telefon erreichbar sein. «Wir haben zwei Wochen lang miteinander verbracht und es sind enge Bindungen entstanden», erzählt Ara, für den sich selbst und andere zu akzeptieren einer der wichtigsten Werte der Pfadi ist. Wozu eine Uniform? «Die Pfadfinderbewegung ist aus demMilitär entstanden. Die Uniform ist ein Überbleibsel davon», sagt der junge Mann, der die Frage durchaus legitim findet. Anhand der Uniform ist das Alter der Pfadfinderinnen und Pfadfinder zu erkennen: Türkis für Wölfe, beige für Pfadis, rot für Pios und grün für die Leiterinnen und Leiter. In der Pfadigruppe Saint-Michel haben Letztere sich für Rot entschieden, «um den Pios näher zu sein». Wird Ara am nächsten BuLa in 14 Jahren dabei sein? «Warum nicht, die Bewegung braucht immer Freiwillige.» STÉPHANE HERZOG Schweizer Revue / Oktober 2022 / Nr.5 8 Herausgepickt Nachrichten

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