Schweizer Revue 2/2023

Ein Dämpfer für die Grünen vor dem Wahlherbst Die Zürcher Wähler:innen haben am 12. Februar 2023 ein neues Parlament gewählt – und ihr Wahlverhalten gilt jeweils als Signal für die im Herbst folgenden National- und Ständeratswahlen: Sehr oft decken sich die Zürcher mit den nationalen Trends. Dieses Jahr nun gehen in Zürich die bürgerlichen Parteien leicht gestärkt aus den Wahlen hervor. Die SVP legte im 180 Sitze zählenden Kantonsparlament einen Sitz zu. Sie behauptet sich als stärkste Partei. «Die Mitte» eroberte drei zusätzliche Sitze, die FDP (–) keinen. Verlierer sind die Grünen (–3 Sitze). Einbussen erlitten auch die EVP (–1) und die Alternative Linke (–1). Weil aber die Grünliberalen (+1) und die SP (+1) ohne Verluste blieben, hat die sogenannte «Klimaallianz» aus grünen und linken Parteien und der EVP nach wie vor die Parlamentsmehrheit inne. Die National- und Ständeratswahlen finden am 22. Oktober statt (mehr dazu auf Seite 24). (MUL) Umstrittene Zusammensetzung des Bundesrats Die nationalen Wahlen vom 22. Oktober dürften zu erneuten Diskussion über die Zusammensetzung des Bundesrats führen. Diese ist sehr stabil und bindet die wählerstärksten Parteien ein. Doch die sogenannte «Zauberformel» ist nicht in Stein gemeisselt: Die über die letzten Jahre erstarkten Grünen und Grünliberalen drängen auf eine Regierungsbeteiligung. Eine Umfrage des Instituts Sotomo zeigt nun, dass eine deutliche Mehrheit der Wahlberechtigten eine neue parteipolitische Zusammensetzung der siebenköpfigen Landesregierung wünscht. Heute gewährt die «Zauberformel» der SVP, FDP und SP je zwei Sitze und der Mitte einen Sitz. (MUL) Schweizer Munitionsdebatte zum Ukraine-Krieg Die Schweiz liefert weder Waffen noch Munition in kriegsführende Länder. Sie verbietet anderen Ländern zudem, Waffen und Munition aus schweizerischer Produktion weiterzureichen. Deutschland möchte aber in der Schweiz hergestellte Munition in die Ukraine liefern. Bisher verweigerte die Schweiz ihre Zusage. Doch die Sicherheitspolitische Kommission des Nationalrats rüttelt nun am Exportverbot. Sie schlug im Januar vor, dieses zu lockern, zum Beispiel in Konflikten, die vom Uno-Sicherheitsrat oder von zwei Dritteln der Uno-Vollversammlung als völkerrechtswidrig beurteilt werden. (MUL) Ein neuer Regionaler Naturpark Im Calancatal (GR) entsteht ein neuer Regionaler Naturpark. Die vier betroffenen Gemeinden stimmten im Januar dem Projekt zu. Das kleine italienisch-bündnerische Tal wird dadurch zum ersten Regionalen Naturpark der Südschweiz. Ursprünglich hätte in der Gegend ein neuer, grosser Nationalpark entstehen sollen, der Parc Adula. Dieser scheiterte an politischem Widerstand. Der jetzt beschlossene Regionale Naturpark ist letztlich das Überbleibsel des Adula-Projekts. Regionale Naturpärke sind keine Naturschutzreservate, sondern zielen auch auf eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung ab. (MUL) Justine Mettraux Dank Justine Mettraux entdecken viele, dass auch Frauen auf Weltklasseniveau segeln können. Die 36-jährige Genferin nimmt seit dem 15. Januar am «Everest» des Team-Segelns teil, dem Ocean Race. Sechs Monate auf hoher See in einer IMOCA, einem 60-Fuss-Monstrum, das auf Tragflügeln dahingleitet. Bei dieser Regatta, die mit Zwischenstopps um die ganze Welt führt, schreiben die Organisatoren eine Frau pro Fünferteam vor. «Justine Mettraux ist nicht nur eine Seglerin der Spitzenklasse. Durch sie wird das Team auch feinfühliger vorgehen, was beim Segeln ganz entscheidend sein kann», sagt ein Kenner. Das Leben der Genferin, die ihre Kindheit praktisch auf dem Genfersee verbrachte, verläuft einzigartig – und auch ihre zwei Schwestern und zwei Brüder segeln auf höchstem Niveau. «Mein Vater hat uns allein grossgezogen und uns in allem vertraut», erzählt Mettraux. Und Vertrauen braucht es, wenn man sich allein auf den Atlantik wagt. Eben dies tat Mettraux 2013, als sie an der Mini Transat den zweiten Platz erreichte. Lange schaffte es die Seglerin aus Versoix mit der Spitzengruppe mitzuhalten. Ihr nächstes Vorhaben: die Vendée Globe 2024, eine Solo-Weltumsegelung. Die Schweizerin wird ihrer Konkurrenz auf Augenhöhe begegnen, denn während einer solchen Regatta entscheidet nicht nur die Muskelkraft, sondern auch die Erfahrung auf hoher See und an Regatten sowie die Fähigkeit, das Boot allein zu reparieren. Justine bringt dies alles mit. Ihre Schwäche? Eine gewisse Zurückhaltung, denn sie gehört nicht zu denjenigen, die gerne mit Partnerin oder Partner für Magazine am Strand posieren. Lieber setzt sie sich für die Öffnung des Segelsports für Frauen ein. STEPHANE HERZOG Schweizer Revue / März 2023 / Nr.2 8 Herausgepickt Nachrichten

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