Schweizer Revue 2/2023

Lagen blühten bereits Mitte Januar die Haselsträucher. Es musste weniger geheizt werden, und die europäischen Gasspeicher blieben voller als erwartet. Zudem waren die Schweizer Stauseen überdurchschnittlich gut gefüllt, nachdem es im Herbst ausgiebig geregnet hatte. Die einheimische Wasserkraft soll zur Versorgungssicherheit der Schweiz beitragen. Deshalb behielten die Kraftwerkbetreiber diesen Winter eine strategische Wasserreserve in den Speicherseen zurück. Damit soll garantiert werden, dass auch bei Frühlingsbeginn noch Strom für mindestens 24 Tage produziert werden kann. Trotz Wasserkraft ist die Schweiz im Winterhalbjahr auf Stromimporte THEODORA PETER Noch im Herbst bereitete man sich in der Schweiz auf ungemütliche Wintermonate vor – in spärlich beheizten Wohnungen und kaum beleuchteten Städten. Der Bundesrat schwor die Bevölkerung auf das Energiesparen ein und bereitete einen Notfallplan vor. Im schlimmsten Falle wäre der Stromkonsum begrenzt worden und Betriebe hätten schliessen müssen. Ein solches Szenario galt bereits im Januar als unwahrscheinlich und trat bis zum Redaktionsschluss dieser «Revue» nicht ein. Einer der Gründe liegt im Wetter. Die erste Winterhälfte war europaweit relativ mild. An Weihnachten kletterte das Thermometer in der Schweiz auf frühlingshafte Temperaturen bis zu 15 Grad. In unteren 9 Mit Wetterglück durch den Krisenwinter Die Energiekrise in Europa wirkt sich auch auf die Versorgung in der Schweiz aus. Im Winter blieb die befürchtete Notlage aus – dank milden Temperaturen und vollen Stauseen. Doch die Gefahr einer Stromlücke bleibt. In Eile bewilligt und in rasantem Tempo gebaut: das Notfallkraftwerk in Birr. Es kann im Bedarfsfall 400 000 Haushalte mit Strom versorgen. Foto Keystone angewiesen – unter anderem aus französischen Atomkraftwerken. Weil sich im Herbst die Hälfte dieser Anlagen noch in Revision befand, waren Lieferengpässe befürchtet worden. Doch die meisten AKW in Frankreich konnten rechtzeitig wieder hochgefahren werden. Reservekraftwerke für den Notfall Um für den Notfall eines akuten Strommangels gewappnet zu sein, hatte der Bundesrat bereits letzten Sommer den Bau eines Reservekraftwerks beschlossen. Die im Schnellverfahren errichtete Anlage in Birr (AG) kann wahlweise mit Gas, Öl oder Wasserstoff betrieben werden. Die acht mobilen Turbinen weisen eine Gesamtleistung von 250 Megawatt auf. Damit könnten rund 400000 Haushalte mit Strom versorgt werden. Das temporäre Kraftwerk ist seit Ende Februar betriebsbereit und wird bei Bedarf bis 2026 zur Verfügung stehen. Eine weitere Reserve von bis zu 36 Megawatt steht in einem bereits bestehenden thermischen Kraftwerk im neuenburgischen Cornaux bereit. Auch wenn das Notfallszenario bislang nicht eingetroffen sein sollte, geben die Behörden noch keine Entwarnung. Fachleute gehen davon aus, dass die Versorgung im kommenden Winter 2023/2024 schwieriger sein wird. Konnten die europäischen Gasspeicher letztes Jahr noch mit russischem Gas aufgefüllt werden, ist aufgrund der Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs für das laufende Jahr nicht mehr mit Gaslieferungen aus Russland zu rechnen. Die Suche nach alternativen Energiequellen ist nicht zuletzt ein Wettlauf gegen die Zeit. Aktueller Energieverbrauch in der Schweiz: revue.link/dashboard Schweizer Revue / März 2023 / Nr.2 Nachrichten

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