Schweizer Revue 2/2021

Schweizer Revue / April 2021 / Nr.2 9 Höchstwert zu senken. Reduzieren lassen sich die Werte beispielsweise durch Verdünnung, also die Beimi­ schung von unbelastetemWasser. Ein Wasserverbund im Berner Seeland will die Rückstände mit dem Einbau eines neuartigen Filters beseitigen. Das löst das gravierende Problem aus Sicht von Martin Würsten nur teil­ weise. Denn dadurch rücke man vom Prinzip ab, dass das Grundwasser in der Schweiz nicht aufwändig aufberei­ tet werden soll. Zwei Initiativen an der Urne Würsten und seine Mitstreiter von «4aqua» unterstützen deshalb die An­ liegen der Trinkwasserinitiative, über die am 13. Juni abgestimmt wird. Das von einemparteilosen Bürgerkomitee eingereichte Volksbegehren verlangt, dass künftig nur diejenigen Landwirte staatliche Subventionen erhalten, die auf den Einsatz von Pestiziden, aber auch die Verabreichung von Antibio­ tika in der Tierhaltung verzichten. Gleichzeitig zur Abstimmung kommt imJuni die Initiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide». Sie will den Einsatz solcher Pestizide in der Schweiz gänzlich verbieten. Das Ver­ bot gälte auch für den Import von Lebensmitteln, die mit Hilfe von syn­ Schweiz. Punkto Pestizide versprach die Regierung Verbesserungen im Rahmen der Agrarpolitik ab 2022. Doch der Ständerat legte das Agrar­ paket auf Eis, zeigte sich hingegen be­ reit, mit moderaten Massnahmen für einen besseren Schutz des Grund­ wassers zu sorgen. Damit will das Parlament den Initiativen im emotio­ nal geführten Abstimmungskampf den Wind aus den Segeln nehmen. Ohnehin wird der Urnengang vom 13. Juni zumPlebiszit über die Zukunft der Schweizer Landwirtschaft – über die Debatte rund um sauberes Trink­ wasser hinaus. Trinkwasser-Initiative: www.initiative-sauberes-trinkwasser.ch Pestizid-Initiative: www.lebenstattgift.ch Nein-Kampagne gegen beide Initiativen: www.extreme-agrarinitiativen-nein.ch thetischen Pf lanzenschutzmitteln hergestellt wurden. Dem Bauernverband gehen die beiden Initiativen viel zu weit. Da­ durch würde die einheimische und regionale Produktion erschwert, wenn nicht gar verunmöglicht, argumentie­ ren die Initiativgegner. Müsste die Landwirtschaftkomplettauf Pestizide verzichten, hätte dies einen Produkti­ onsrückgang von mindestens 30 Pro­ zent zur Folge. Der Bauernverband warnt gar davor, dass künftig Kartof­ feln, Raps oder Zuckerrüben in der Schweiz kaummehr angebautwerden könnten. Nicht alle Landwirte teilen diese Befürchtungen: So stellt sich Bio Suisse, der Dachverband der Schwei­ zer Bioproduzenten, hinter die Pesti­ zid-Initiative, weil sie den Grundwer­ ten biologischen Landbaus entspricht. Skeptischer beurteilt Bio Suisse die Trinkwasser-Initiative: Verlangt wird nämlich auch, dass Bauernnur noch so viele Tiere halten dürfen, wie sie mit selber produzierten Futtermitteln er­ nähren können. Das könnte für klei­ nere Biobetriebe zumProblemwerden. Der Bundesrat und die Mehrheit des Parlamentes empfehlen dem Stimmvolk beide Initiativen abzuleh­ nen. Aus ihrer Sicht schaden die Initi­ ativen der Landwirtschaftund gefähr­ den die Ernährungssicherheit in der Unser tägliches Wasser 142 Liter Trinkwasser. So viel verbraucht jede Einwohnerin und jeder Ein­ wohner der Schweiz jeden Tag im eigenen Haushalt – mehr als die Hälfte davon fürs Duschen, Baden und die Toilettenspülung. Der gesamte Wasser­ verbrauch pro Kopf – inklusive Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe – geht in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zurück – von 500 Litern pro Person und Tag in den 1970er-Jahren auf heute rund 300 Liter. Grund dafür sind nebst wassersparenden Techniken im Haushalt auch die Verlegung von Produktionsstätten der Industrie ins Ausland. Die Schweizer Wasserversorger fördern pro Jahr rund eine Milliarde Kubikmeter Wasser. (TP) Die beiden hängigen Initiativen zielen insbesondere auf die Landwirtschaft und deren Einsatz von Pestiziden. Der Bauernverband moniert, ohne Spritzmittel sänke der Ertrag der Landwirtschaft um rund 30 Prozent. Foto Keystone

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