Schweizer Revue 1/2022

Schweizer Revue / Februar 2022 / Nr.1 Gesehen 22 120000 Franken sind Ziegler zufolge im Lauf der Jahre aus verschiedenen Quellen zusammengekommen. Ohne diese Fördergelder und die durch die Kulturstiftung Pro Helvetia ermöglichte Präsenz auf Games-Messen – zum Beispiel in San Francisco – wäre es für einen Solo-Entwicklerwie ihn so gut wie unmöglich gewesen, auf dem Spielemarkt Fuss zu fassen, sagt Ziegler. Und: Die Entwicklung von «Mundaun» sei voller Höhen und düsteren Tiefen gewesen. Für das Publikumhat sich die Arbeit gelohnt: Ein Spiel wie «Mundaun» hat man tatsächlich noch nie gesehen. Es ist ein beeindruckendes Games-Kunstwerk, das auch als unterhaltsames Horrorspiel funktioniert. Man kann dem Spiel nur wünschen, dass es trotz seines beinahe radikal lokalen Charakters ein möglichst grosses internationales Publikum findet. RAINER SIGL IST FREIER JOURNALIST IN WIEN. EINES SEINER FACHGEBIETE SIND COMPUTERSPIELE. Untertiteln übersetzt wird, der Grafikstil und die dank gelungener Klangkulisse undMusik dichte Atmosphäre verleihen «Mundaun» einen einzigartigen Charakter. Sieben Stunden lang rätseln Wer befürchtet, das Spiel sei nur ein «Walking Simulator», also eines jener Games, in denen die ästhetische Erfahrung der Spielwelt ohne spielerische Elemente auskommt, kann beruhigt sein: Es gibt erstaunlich viel zu tun in diesem Spiel. Das Lösen abwechslungsreicher Rätsel und die Erkundung derWelt stehen imZentrum der knapp sieben Stunden Spielzeit, die allerlei Beschäftigungsmöglichkeiten bieten: Monster können bekämpft oder umgangen werden, wer Holz, Wasser und Kaffeepulver auftreibt, darf Kaffee kochen, der die psychische Gesundheit stärkt, und oberhalb der Schneegrenze warten Schlitten auf mutige Abfahrer. Dazu erzählt «Mundaun» eine spannende Horrorgeschichte, die sich bis zum Finale steigert. Fördergelder ebneten den Weg Michel Ziegler hat seit dem Herbst 2014 ausschliesslich und überwiegend allein an demSpiel gearbeitet. Erst am Ende der Entwicklungszeit wurde er vom unabhängigen US-amerikanischen Videogame-Verlag MWM Interactive unterstützt. Mit dem Idealbild einer steilen Indie-Solokarriere, wie es legendäre AusnahmeerscheinungenwieMarkus «Notch» Persson («Minecraft») geprägt haben, hat die Arbeit an «Mundaun» freilich wenig gemein. Michel Ziegler hat nach einem Informatikstudium erst mit Ende zwanzig zusätzlich ein Illustrationsstudium abgeschlossen. Dass er sein eigenwilliges Projekt verwirklichen konnte, ist Entwicklungsförderungen zu verdanken, die er dafür in Anspruch nehmen konnte.

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