Schweizer Revue 2/2022

Schweizer Revue / April 2022 / Nr.2 25 «Ich konnte auch meine Sprachkenntnisse verbessern» Der junge Auslandschweizer Pol Giralt aus Spanien war Schüler der Schweizerschule in Barcelona, wie bereits seine Grossmutter und sein Vater. In den letzten langen Sommerferien besuchte er die Schweiz und arbeitete auf einem Bauernhof. INTERVIEW: RUTH VON GUNTEN, EDUCATIONSUISSE Agriviva gibt es seit über 75 Jahren. Die Organisationmöchte eine Brücke zwischen Stadt und Land und verschiedenen Kulturen bauen, indem sie mehrwöchige Einsätze für jungeMenschen aus der ganzenWelt vermittelt. Gegen Kost und Logis und ein kleines Taschengeld unterstützt man eine Bauernfamilie bei der täglichenArbeit. Ideal für alle, die gerne aktiv sind, die Natur mögen, eine neue Familie und das Leben auf einem Schweizer Bauernhof kennenlernen möchten. Pol Giralt, wie haben Sie von der Schweizer Organisation Agriviva erfahren? Mein Vater hat in der «Schweizer Revue» einen Artikel von educationsuisse zum Thema «Arbeitserfahrung in der Schweiz sammeln» gelesen. Darinwurde auchAgriviva erwähnt. Auf einemBauernhof zu arbeiten fand ich eine gute Idee undwollte es unbedingt ausprobieren. Auf der Webseite von Agriviva fand ich alle nötigen Informationen und habe mich angemeldet. Wie hat es Ihnen in der Schweiz auf dem Bauernhof gefallen? Ich habe einen ganzenMonat auf dem Bauernhof in der Gemeinde Bözberg im Kanton Aargau verbracht und viel erlebt. Es hat mir sehr gut gefallen, obwohl es beim Arbeiten manchmal doch anstrengend war. Beschreiben Sie doch bitte Ihren typischen Tag auf dem Bauernhof. Ich stand um 7 Uhr auf und frühstücktemit der Familie ausgiebig. Um 8 Uhr gingen wir schon auf das Feld, um Kirschen zu pflücken. Jeden Tag arbeiteten rund 15 Leute mit, manchmal waren es aber auch 30 Leute. Die Kirschbäume sind ungefähr vier Meter hoch. So stiegen wir auf Leitern oder pflückten vomBoden aus täglich mehr als 500 Kilo Früchte. Nach der Mittagspause half ich entweder noch einmal beim Kirschenpflücken oder im Stall, um die Kühe zu melken. Gab es Sprachprobleme oder sonst Verständnisprobleme? Ich habe an der Schweizerschule in Barcelona und zu Hause mit meiner Grossmutter Deutsch gelernt. Es gab somit wenig Missverständnisse. Die Bauernfamilie wusste, dass ich kein Schweizerdeutsch verstand. Zudem gab es auch einige Mitarbeiter aus Deutschland. Wir haben also immer Hochdeutsch gesprochen. So konnte ich auchmeine Sprachkenntnisse verbessern. Was hat Ihnen am meisten auf dem Bauernhof gefallen? Es war sehr interessant, viele neue Menschen und die verschiedenenKulturen kennenzulernen. Interessant war es auch zu sehen, wie die Bauern die Früchte vermarkten und denWeg der Kirschen vom Feld bis in den Supermarkt zu verfolgen. Werden Sie in die Schweiz zurückkehren, um wieder auf einem Bauernhof zu arbeiten? Gernewürde ich bereits nächstes Jahr erneut zu einer Bauernfamilie reisen. ImSeptember habe ich aber jetztmein Studium in Chemieingenieurwissenschaft an der Universitat Politècnica de Catalunya – UPC – angefangen. Da bin ich mir nicht sicher, ob mir für Agriviva genügend Zeit bleibt. Würden Sie Ihren Freunden einen Aufenthalt bei einer Bauernfamilie empfehlen? Ja sicher! Und nicht nurmeinen Freunden, sondern allen Jugendlichen empfehle ich, einmal auf einemBauernhof mitzuhelfen. Es ist nicht nur ein tolles Erlebnis, sondern man lernt auch neue Sachen. Selbst zu erleben, wie hart gearbeitet wird, damit wir jeden Tag das Essen auf dem Tisch haben, lehrt uns, Respekt vor den Bauern zu haben. Educationsuisse bietet jungen Auslandschweizerinnen und -schweizern Beratung rund um das Thema «Ausbildung in der Schweiz». educationsuisse, Ausbildung in der Schweiz, Alpenstrasse 26, 3006 Bern, Schweiz Tel. +41 31 356 61 04; info@educationsuisse.ch; www.educationsuisse.ch Pol Giralt: «Die harte Arbeit selbst zu erleben, lehrt uns, Respekt vor den Bauern zu haben». Foto ZVG

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