Schweizer Revue 2/2024

Schweiz bereitet Ukraine-Friedensgipfel vor Die Schweiz will im Laufe dieses Jahres eine Ukraine-Friedenskonferenz ausrichten: Dies gaben Bundespräsidentin Viola Amherd und der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski im Januar nach einem gemeinsamen Treffen bekannt. Laut Amherd sollen an der Konferenz alle Länder teilnehmen können, die die Souveränität und die territoriale Integrität der Ukraine respektierten. Wolodimir Selenski wiederum hofft insbesondere auf die Teilnahme von Ländern des globalen Südens: «Es ist wichtig für uns zu zeigen, dass die ganze Welt gegen die russische Aggression und die ganze Welt für einen gerechten Frieden ist.» Moskau zweifelte umgehend den Sinn eines Ukraine-Friedensgipfels in der Schweiz an: Die Schweiz sei nicht die neutrale Vermittlerin, die sie zu sein vorgebe. Gleichwohl kam es wenig später in New York zu einem ersten Treffen zwischen dem Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis und seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow. Laut Cassis habe man «über Krieg und Frieden» gesprochen. Cassis bezeichnete den Austausch als ersten wichtigen Schritt in Richtung eines Dialogs. (MUL) Alte Schweizer Trams für die Ukraine Die Städte Bern und Zürich erneuern ihre Tram-Flotte. Beide Städte werden ihre bisherigen und immer noch voll fahrtüchtigen Trams der Ukraine zur Verfügung stellen. Die Trams sollen in Lwiw und Winnyzja zum Einsatz kommen. Den Transport ins Kriegsland und die Ausbildung von Angestellten der ukrainischen Verkehrsbetriebe organisiert das Staatssekretariat für Wirtschaft. Der Export von alten, aber gut gewarteten Schweizer Trams in Partnerländer hat Tradition. So fahren beispielsweise seit 2003 bernische Trams in Iasi (Rumänien) und grüne Basler «Trämli» in Belgrad (Serbien). (MUL) Die Visumpflicht für Kosovo fällt Kosovarinnen und Kosovaren können seit dem 1. Januar 2024 ohne Visum in den Schengenraum – und somit auch in die Schweiz – einreisen. Visumfrei sind neu Aufenthalte von 90 Tagen möglich. Der Wegfall der Visumspflicht erleichtert insbesondere familiäre Kontakte. Das ist von Bedeutung, weil in der Schweiz sehr viele Menschen mit kosovarischen Wurzeln leben. (MUL) ETH Zürich verstärkt den Fokus auf KI Die ETH Zürich erhält die vielleicht grösste Spende, die je einer Schweizer Universität gewährt wurde: Der deutsche Unternehmer Dieter Schwarz, ehemaliger Chef der Detailhandelskette Lidl, finanziert der ETH zwanzig Professuren während dreissig Jahren – und zwar insbesondere für den thematischen Schwerpunkt Künstliche Intelligenz (KI). Für die ETH zieht das zugleich eine Expansion nach Deutschland nach sich: Die ETH soll ein Lehr- und Forschungszentrum Heilbronn aufbauen. Heilbronn ist die Heimatstadt von Dieter Schwarz. Die genaue Summe der Unterstützung wird nicht genannt. Sie dürfte aber im Bereich mehrerer 100 Millionen Franken liegen. (MUL) Carole Durussel Nur wenige haben je die Gelegenheit, die Antarktis, diesen Kontinent aus Eis und uraltem Gestein, zu erkunden. Die Waadtländerin Carole Durussel ist eine der Glücklichen. Im November 2023 erreichte sie mit 67 anderen Wissenschaftlerinnen den Südpol auf dem Seeweg. «Die verschiedenen Schattierungen von Weiss und Blau in der Antarktis werden mir für immer in Erinnerung bleiben», erzählte sie nach ihrer Rückkehr. Die dreiwöchige Expedition wurde unter der Schirmherrschaft der Homeward Bound Foundation durchgeführt, deren Ziel es ist, Frauen in den Naturwissenschaften mehr Sichtbarkeit zu verschaffen. Die von vier Frauen gegründete NGO vertritt die Auffassung, dass die Gleichstellung der Geschlechter zu einer Verbesserung unserer Umwelt beiträgt. Aber warum der Südpol? Weil sich dieses Gebiet in besorgniserregender Weise verändert und für Klima- und Umweltschutzfragen von entscheidender Bedeutung ist. Als kleines Mädchen beobachtete Carole Durussel Wale und verliebte sich dabei ins Meer. Sie studierte Marine Umweltwissenschaften und promovierte in internationalem Umweltrecht. In London ist sie als stellvertretende Sekretärin der OSPAR-Kommission für das Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt im Nordostatlantik verantwortlich, einem Meeresgebiet, das unter Überfischung und der Einleitung industrieller Abwässer leidet. Ihr Fachwissen brachte sie in ein internationales Abkommen über den Schutz der Meeresbiodiversität auf hoher See ein. Die Reise in die Antarktis brachte Frauen in prominenten Positionen zusammen. «Um überhaupt dorthin zu kommen, braucht man Vorbilder», meint die Schweizerin. Die während der Expedition geknüpften Kontakte seien für ihre zukünftige Arbeit «von ausserordentlichem Vorteil». STÉPHANE HERZOG Schweizer Revue / März 2024 / Nr.2 8 Herausgepickt Nachrichten

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