Schweizer Revue 4/2023

Investmentbanker haben eine völlig andere Mentalität, die mit der schweizerischen Geschäftskultur schlecht vereinbar ist. Zudem arbeiteten oft zweitklassige Banker für die Schweizer Grossbanken in London und New York, die sich wie Söldner verhielten und nur kurzfristig maximalen Profit für sich herausschlagen wollten. Die UBS hat die CS im Juni übernommen. Kommt das gut mit dieser Riesenbank? Die neue Grossbank ist kleiner als die UBS vor der Finanzkrise und wird wohl noch ein wenig schrumpfen. Dies nur so zum Vergleich. Aber klar, sie ist immer noch sehr gross, von der Bilanzsumme her doppelt so gross wie das Schweizer Bruttoinlandsprodukt. Ob es gut kommt, weiss ich nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch diese Grossbank einmal ein Problem haben wird und der Staat eingreifen muss, ist jedoch sehr hoch. Eine stärkere Regulierung wird da nicht ausreichen. Das kann man jetzt schon sagen. Jetzt liegen aber politische Forderungen auf dem Tisch, systemrelevante Banken stärker zu regulieren. Noch etwas mehr Puffer zu verlangen, also einen höheren Anteil Eigenkapital, fände ich sinnvoll. Aber selbst Trotz Verlusten und Skandalen wurden bei der CS überhöhte Vergütungen und Boni ausbezahlt. Gewisse Banker scheint nur noch Geldgier anzutreiben, für die sie jedes Risiko eingehen. Wo ist die Unternehmerbank von einst geblieben, die das Land voranbrachte? Den unternehmerischen Teil gab es bei der CS bis zuletzt. Im Firmenkreditgeschäft machte sie einen sehr guten Job. Es stimmt, die Bankengründer um Alfred Escher im 19. Jahrhundert investierten in die Infrastruktur. Doch das Eisenbahngeschäft war auch schon riskant. Die Kreditanstalt hatte eine stürmische Entstehungszeit, die Börsenkurse der Eisenbahngesellschaften gingen rauf und runter. Wenn es gut lief, verdienten auch die Banker gut. Lief es schlecht, bezogen sie allerdings keine Boni. Das ist der Unterschied zu heute. Die Fehler bei der CS geschahen schon auch aus Gier, aber vor allem wegen der Inkompetenz des Verwaltungsrats und des Managements. Worin lag die Inkompetenz? Was ab den 1990er-Jahren neu dazukam, war die starke Internationalisierung der Schweizer Grossbanken. Auf den Finanzplätzen London und New York ist es jedoch für ein schweizerisches Management extrem schwierig zu bestehen. Die angelsächsischen 2010 2011 2021 Bonus-Exzesse bei der CS CS-Konzernchef Brady Dougan (Bild) bezieht zusätzlich zum Jahreslohn von rund 19 Millionen Franken einen Bonus von fast 71 Millionen. Das ist neuer Bonus-Rekord. Die exzessive Bonuskultur der CS stösst in der Schweiz auch in den Folgejahren immer wieder auf Kritik, doch die Aktionäre der Grossbank winken sie durch. CS mit Milliardenpleiten Risikoreiche Investitionen in die Finanzfirma Greensill und den Hedgefonds Archegos führen zu Milliardenverlusten bei der Credit Suisse. Die Schweizer Finanzmarktaufsicht eröffnet wegen Greensill ein Verfahren und ordnet Massnahmen bei der CS an. «Too big to fail»-Gesetz Das Parlament folgt Finanzministerin Eveline WidmerSchlumpf (Bild) und reguliert jene Banken stärker, deren Ausfall der Volkswirtschaft schaden würde, darunter UBS und CS. Sie sind «too big to fail»: zu gross, um unterzugehen. Finanzielle Anforderungen werden erhöht, der Insolvenz-Fall wird geregelt. 6 Schwerpunkt

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